Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2011/01 Passivrauchen belastet Kinder

Wohl jedem sind die Warnhinweise auf Zigarettenschachteln bekannt, die über die durch Rauchen verursachten Schäden aufklären. Auch für die Gesundheit unserer Kinder ist eine rauchfreie Umgebung wichtig.

In der Stillberatung kommt es nicht selten vor, dass Mütter, Väter oder besorgte Angehörige fragen: „Ja, aber ist es denn überhaupt noch gut zu stillen, wenn die Mutter raucht?“. Die Antwort auf diese Frage führt dann häufig zu grossem Erstaunen: Selbstverständlich ist es besser, wenn eine stillende Frau vollständig auf das Rauchen verzichtet, doch wenn sie das nicht schafft, ist es immer noch besser zu stillen, als künstliche Säuglingsnahrung zu geben. Die Risiken, die sich durch das Rauchen der Mutter für das Kind ergeben, werden trotz der Belastung der Muttermilch mit Nikotin tatsächlich durch das Stillen abgemildert.

Was viele Menschen jedoch nicht bedenken, sind die Probleme, die durch das Passivrauchen entstehen. So achten viele Eltern auf eine rauchfreie
Umgebung im direkten Umfeld der Kinder und denken, damit die Gefahr gebannt zu haben. Doch dem ist leider nicht so. Auch bei einer nur passiv rauchenden Mutter lassen sich Nikotin und Nikotinabbauprodukte im Urin ihres gestillten Babys nachweisen. Das bedeutet, dass das Kind ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen, plötzlichen Kindstod, Unruhe und Koliken hat, selbst wenn die Mutter selbst nicht raucht. Ausserdem kann es zu einer Prägung des Kindes an den Rauchgeschmack kommen – und es ist wohl kaum jemand daran interessiert, dass sein Baby Rauchgeschmack als attraktiv empfindet.

Eine aktuelle und noch nicht abschliessend fertig gestellte Untersuchung der Universität Greifswald (1) kommt dementsprechend zu alarmie-renden Ergebnissen. Insgesamt 2660 Familien aus ausgewählten Regionen in Ostund Nordvorpommern (Greifswald/Stralsund/Usedom/Grimmen) mit mindestens einem Kind unter vier Jahren waren bereit, Fragen zu Gesundheitsthemen und zum Rauchverhalten zu beantworten. In knapp der Hälfte der befragten Haushalte lebte mindestens ein Raucher. Bei mehr als der Hälfte der Kinder, die in Raucherhaushalten leben, liess sich das Nikotinabbauprodukt Kotinin im Urin nachweisen. Am höchsten war die Belastung bei den Kindern, deren Eltern auch in der Wohnung rauchten, aber auch bei 231 Kindern, deren Eltern angaben, nicht in der Wohnung zu rauchen, konnte eine Passivrauchbelastung nachgewiesen werden.

Zum Rauchen auf den Balkon zu gehen oder ausgiebiges Lüften der Räume, in denen geraucht wurde, reicht nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen also nicht aus, um die Belastung der Kinder durch Passivrauch zu vermeiden. Es gibt keinen Schwellenwert für eine unbedenkliche Belastung und weitere Untersuchungen haben zudem ergeben, dass sich bereits bei zehnbis zwölfjährigen Kindern aus Raucherhaushalten erste Anzeichen einer Arteriosklerose – dem wichtigsten Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – nachweisen lassen. Deshalb kann nur nachdrücklich empfohlen werden, auf das Rauchen vollständig zu verzichten und Situationen, in denen man Passivrauch ausgesetzt ist, wo irgend möglich zu vermeiden.

Quellen:

(1) Familienstudie der Universität Greifswald „Verringerung der Passivrauchbelastung bei Kleinkindern“
Universitätsklinikum Greifswald
Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin Direktor: Prof. Dr. Ulrich John Walther-Rathenau-Strasse 48, 17475 Greifswald
Projektleiterin: Dr. Sabina Ulbricht

Denise Both