Ein Paar findet sich, zieht zusammen, schafft sich gemeinsam einen tierischen Mitbewohner an. Der Kinderwunsch erfüllt sich, bald wird aus dem Paar eine Familie - passt das Haustier noch dazu?
«Ich bin schwanger», flüstert sie ihrer Katze zärtlich ins Ohr. Die Samtpfote räkelt sich und schnurrt. Ihr ist alles recht, solange sie nur weiter so am Bauch gekrault wird. Auch Frauchen scheint ganz in diesen Moment versunken zu sein. Schon am nächsten Tag ist die Schwangere verunsichert. Eine Freundin hat erzählt, dass Katzen eine gefährliche Krankheit übertragen können. Stimmt das? Die Frau beginnt, das Tier mit anderen Augen zu betrachten. Hoffentlich passiert dem Ungeborenen nichts! Und was wird sein, wenn das Baby erst da ist? Wird die Katze es womöglich kratzen? Muss die Katze weg?
Wird ein Baby erwartet, verschieben sich die Prioritäten. Für die werdende Mutter und den werdenden Vater. Und das Haustier? Egal ob Hund, Katze, Maus, Vogel oder Pferd, es wird sich einiges ändern. Bislang wurde es von zwei Menschen umsorgt, die ihm ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit widmeten - alle Liebe und Hingabe galt dem tierischen Mitbewohner. Gerade bei Hunden und Katzen entwickelt sich eine intensive Beziehung. Wenn ein Tierhalter von seinem Tier erzählt, klingt das oft so, als spräche er über sein Kind.
Eifersucht kann ein grosses Thema werden, wenn ein Baby das Haustier auf den zweiten Platz verweist. Wer sich darüber im Klaren ist, kann vorbeugen. Geht es nur um die Rangordnung oder auch um physikalische Plätze? Durfte die Katze immer im Ehebett schlafen und soll nun verbannt werden? Dann ist es sinnvoll, ihr das schon während der Schwangerschaft beizubringen. Sie wird in jedem Fall gekränkt reagieren, es aber auf diese Weise nicht mit dem Baby in Verbindung bringen.
Übernahm bisher Frauchen die Frühschicht beim Gassigehen und wird nun stattdessen den Säugling stillen? Auch in dem Fall kann sich der Hund schon vorher daran gewöhnen, dass sein Herrchen gerne einen Morgenspaziergang unternimmt. Muss die frisch gebackene Mutter einige Tage im Krankenhaus verbringen, kann der Partner gebrauchte Windeln und Kleider, die das Baby getragen hat, nach Hause bringen. So kann sich die Katze schon mit dem Geruch des Neuankömmlings vertraut machen. Gerade wenn der Vierbeiner aus dem Wochenbettzimmer zu Hause ausgeschlossen werden soll, kann er auf diese Weise Tuchfühlung haben.
Katzen lieben Stillkissen
Ob Tiere ins Bett dürfen, wenn ein Baby ins Familienbett zieht, muss jedes Elternpaar für sich entscheiden. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dem Vierbeiner auch weiterhin ein Plätzchen einzuräumen. Ein grosser Hund, der sich gerne in die Mitte drängelt oder eine Katze, die auf dem Kopfkissen thront, wird man vielleicht eher vorübergehend ausquartieren als ein Haustier, das sich bescheiden am Fussende zusammenrollt. Wichtig ist in jedem Fall, dass Hund und Katze regelmässig entwurmt werden.
So manche Katze entdeckt die Vorzüge eines Stillkissens. Herrlich, endlich bleibt der geliebte Mensch mal lange sitzen und hat sogar noch ein extra Kissen für den Stubentiger aufgeschüttelt! Da sieht die Katze gerne grosszügig darüber hinweg, dass ein kleines Menschenkind auch noch mit auf dem Kissen liegt. So gewöhnen sich Kind und Katze schon früh aneinander, sie spüren und riechen sich gegenseitig.
Der Alltag mit Haustier verändert sich schon während der Schwangerschaft und ganz sicher, wenn das Baby da ist. Eine Schwangere darf das Reinigen der Katzentoilette mit bestem Gewissen ihrem Mann überlassen (siehe Kasten «Toxoplasmose»).
Mit dickem Bauch auf dem Pferderücken?
Frauen, die ein Pferd besitzen oder teilen, müssen nicht zwangsläufig das Reiten einstellen. Wenn eine Schwangere gesund, leistungsfähig und im Reiten erfahren ist, kann sie durchaus weiter auf dem Pferd sitzen, ohne das Baby zu gefährden. Die Reitweise kann angepasst werden, auf Springtraining sollte eine werdende Mutter besser verzichten. Ein gewisses Risiko birgt das Reiten immer, weil es zu Stürzen kommen kann. Die Beziehung zum Pferd kann aber in jedem Fall aufrechterhalten werden - auch vom Boden aus.
Wenn der Hund den Kinderwagen zieht
Ein grosser lebhafter Hund kann jeden Menschen ausser Atem bringen. Teilt eine Frau ihr Leben mit einem schwer zu bändigenden Vierbeiner, sollte sie schon bei Bekanntwerden der Schwangerschaft weiter denken. Wie wird sie mit dem Hund als Hochschwangere spazieren gehen? Wie wird es funktionieren, wenn sie beim Gassigehen ein Kind im Tuch trägt oder einen Kinderwagen schiebt? Neun Monate hat der Hund Zeit, ein paar Regeln zu lernen. Hundetrainer unterstützen gerne dabei. Nicht zuletzt profitiert auch der Hund, wenn er sich draussen zu benehmen weiss. Viele frisch gebackene Eltern gehen sehr, sehr lange Wege, weil das Baby so schön schläft, wenn es an frischer Luft sanft geschaukelt wird. Ein Hund, auf den man sich verlassen kann, darf natürlich mit.
Bei Kleintieren wie Mäusen, Hamstern, Kaninchen und auch bei Vögeln ändert sich durch die Schwangerschaft meist nicht viel. Es sind vor allem organisatorische Fragen, die geklärt werden sollten, bevor das Baby Einzug hält: Hat sich bisher vor allem sie um die Tiere gekümmert? Traut sie sich das weiterhin zu? Für alle Fälle sollte der Partner wissen, was zu tun ist. Aus der geplanten Geburt zu Hause kann eine Geburt im Krankenhaus mit anschliessendem Aufenthalt werden. Oder der Frau geht es im Wochenbett schlecht. Vielleicht geht es ihr sogar prächtig - sie geniesst das Wochenbett mit Baby und möchte in der Zeit keinen Hamsterkäfig reinigen.
Zwischen Mensch und Tier kann es immer zu Missverständnissen kommen. Deshalb sollten Hund und Katze mit einem Neugeborenen nicht alleine gelassen werden. Das gilt auch dann, wenn keine Anzeichen von Eifersucht oder Aggression zu sehen sind. Wer sein Tier im Umgang mit dem Baby aufmerksam beobachtet, kann schliesslich entscheiden, ab wann und wie lange er Kind und Tier auch mal unbeaufsichtigt in einem Zimmer lässt.
Wie auch immer das Leben mit Tier und Kind gestaltet werden soll, eine Schwangerschaft ist kein Grund, sich von einem geliebten Haustier zu trennen. Wer sich dennoch entscheidet, sich von seinem Tier zu trennen, sollte es mit Anstand tun. Das Tierheim nimmt grundsätzlich jedes Tier auf. Mit kritischen Fragen sollte der Besitzer allerdings rechnen. Je mehr der Halter über sein Tier erzählt, desto besser sind die Chancen auf Vermittlung. Bevor man das Tier zum Tierheim bringt, lohnt es sich, bei Freunden und Verwandten zu fragen. Hat jemand Interesse, das Tier zu übernehmen? Das hat vor allem den Vorteil, dass der erste Besitzer weiss, in welche Hände sein Tier kommt.
«Das Baby ist da», flüstert er seiner Katze zärtlich ins Ohr. Die Samtpfote räkelt sich und schnurrt. Im Moment interessiert sie das nicht, vielleicht sieht sie sich das neue Familienmitglied später mal an.
Toxoplasmose - die Katze als Gefahrenquelle?
Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch den Parasiten «Toxoplasma gondii» übertragen wird. Hauptwirt dieses Parasiten ist die Katze. Infizierte und erkrankte Katzen scheiden Eier dieses Erregers mit dem Kot aus. Betroffen sind etwa zwei Prozent aller Katzen. Anstecken kann sich der Mensch nur, wenn er direkt mit dem Kot in Kontakt kommt. Beim Schmusen, Streicheln und Füttern besteht keine Gefahr.
Toxoplasmose tritt häufig auf und kann Menschen aller Altersgruppen betreffen. Jeder zweite Erwachsene hat Antikörper gegen den Erreger als Zeichen einer überstandenen Infektion. Die meisten Infektionen verlaufen harmlos und daher unbemerkt. Daher wissen die meisten Schwangeren nicht, ob sie gegen Toxoplasmose immun sind. Ein einfacher Bluttest bringt schnell Klarheit. Hatte die Schwangere schon Kontakt mit den Erregern, ist sie immun und muss sich weiter keine Gedanken dazu machen.
Eine Erkrankung in der Schwangerschaft ist gefährlich, weil sie zu Missbildungen oder Fehlgeburten führen kann. Wer nicht immun ist, muss sich dennoch nicht Hals über Kopf von seiner Katze trennen. Ein paar Vorsichtsmassnahmen genügen. Auf Nummer sicher geht, wer den Partner das Katzenklo reinigen lässt. Ein wesentlich höheres Ansteckungsrisiko birgt das Zubereiten oder Essen von rohem Fleisch. Darauf sollte eine Schwangere komplett verzichten.
Erkrankt eine Schwangere an Toxoplasmose, kann sie mit Medikamenten behandelt werden. Die Wahl der Medikamente erfolgt in Abhängigkeit von der Schwangerschaftswoche, um eine Gefährdung des Kindes durch die Therapie zu vermeiden.
Britta Schmider