Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2010/04 Was kostet Nicht-Stillen?

In vielen Baby-Ratgebern wird darauf hingewiesen, dass Stillen eine kostengünstige Möglichkeit der Säuglingsernährung sei. Doch nur selten wird erwähnt, welche Kosten das Nicht-Stillen für die Gesellschaft verursacht.

Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder. Und so boomt der Markt für sinnvolle und weniger sinnvolle Dinge, die für das Leben mit einem Säugling angeboten werden. Selbstverständlich wird immer wieder betont, wie gut und wichtig das Stillen ist, aber dennoch entscheiden sich viele Eltern dann doch dafür, nicht zu stillen. Oder Frauen stillen aufgrund von – in vielen Fällen durch eine gute Stillberatung vermeidbaren oder behebbaren – Stillproblemen frühzeitig ab. Dass ganz generell davon ausgegangen wird, dass es „mit dem Stillen doch nicht klappen wird“, lässt sich auch gut an Folgendem ablesen: In so gut wie allen Ratgebern für werdende Eltern finden sich Listen, was vor der Geburt unbedingt angeschafft werden müsse, damit der neue Erdenbürger einen optimalen Start ins Leben hat. Fast immer stehen auf diesen Listen auch Flaschen, Sauger und das für deren Reinigung und Aufbewahrung notwendige Zubehör. Meist steht sogar der Hinweis dabei, dass diese Utensilien vorsichtshalber auch dann angeschafft werden sollten, wenn die werdende Mutter beabsichtigt zu stillen. In den gleichen Ratgebern wird allerdings oft auch darauf hingewiesen, dass sich durch Stillen Geld sparen lässt. So gut wie nie wird jedoch erwähnt, welche Kosten durch das Nicht-Stillen entstehen. Und diese sind nicht unerheblich, wie eine kürzlich in den USA durchgeführte Studie zeigt.(1)

Die Internistin Melissa Bartick von der Harvard Medical School und ihr Kollege Arnold Reinhold haben im Rahmen einer Analyse errechnet, dass ein suboptimales Stillverhalten alleine in den USA jährlich rund 900 Todesfälle bei Kindern und Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe (US-Dollar) verursacht. Diese Zahlen ergeben sich, wenn mit eingerechnet wird, welche Kosten durch die erhöhte Sterblichkeitsrate und Krankheitsrate bei nicht oder nicht lange gestillten Säuglingen entstehen.

Hier ein paar Beispiele, wie sich diese Kosten aufteilen: Unter der Voraussetzung, dass die Rate der in den ersten sechs Monaten ausschliesslich stillenden Mütter im Bezugsjahr der Studie bei 90 Prozent (statt der tatsächlichen 12 Prozent) gelegen hätte, wären 447 Todesfälle bei Kindern aufgrund von SIDS vermieden und 4,7 Milliarden US-Dollar eingespart worden. 249 Säuglinge weniger wären an Nekrotisierender Enterkolitis verstorben und es hätten sich Kosten in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar zur Behandlung dieser Erkrankung einsparen lassen. Infektionen der oberen Atemwege hätten 172 Todesopfer und 1,8 Milliarden Behandlungskosten weniger verursacht. Die Kosten für die Behandlung von Mittelohrentzündungen wären rund 900 Millionen US-Dollar geringer ausgefallen. Zahlreiche weitere, kostenintensive Erkrankungen von Asthma über Leukämie bis Übergewicht könnten schlicht und ergreifend durch eine Steigerung der Stillrate vermieden werden. Wohl gemerkt, all diese Zahlen beziehen sich auf ein einziges Jahr und nicht auf ein Land der Dritten Welt. Die Kosten, die durch gesundheitliche Probleme entstehen, die bei nicht-stillenden Müttern häufiger auftreten, wie zum Beispiel bestimmte Brustkrebsformen, sind noch nicht einmal eingerechnet!

Nicht-Stillen ist ein absolut unterschätztes Risiko. Es ist wichtig, diese Tatsache weithin bekannt zu machen und durch verbesserte Rahmenbedingungen in Entbindungskliniken, bei der Betreuung von Schwangeren und der Beratung von stillenden Müttern echte Stillförderung zu betreiben, damit Eltern dabei unterstützt werden, ihren Kindern das Beste geben zu können.

Denise Both

Bartick M, Reinhold A.: The burden of suboptimal breastfeeding in the United States: a pediatric cost analysis. Pediatrics. 2010 May;125(5):e1048-56. Epub 2010 Apr 5.