Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2010/02 Kolostrum schützt den Darm des Neugeborenen

Schon lange ist bekannt, dass das in den ersten Tagen nach der Geburt gebildete Kolostrum durch seinen hohen Gehalt an Antikörpern besonders wichtig für das Neugeborene ist. Es wird deshalb auch immer wieder als „erste Impfung“ bezeichnet. Nun wurde ein weiterer, wichtiger Schutzfaktor entdeckt.

Die Brust bereitet sich während der Schwangerschaft darauf vor, nach der Geburt das Baby zu ernähren. Bereits in der Spätschwangerschaft beginnt die Bildung des Kolostrums, das vielfach auch „Vormilch“ genannt wird. Durch seinen hohen Karotingehalt sieht das Kolostrum gelblich-golden bis orange aus. Diese intensive Farbe führt nicht selten zu etwas Verwunderung bei den frischgebackenen Eltern, wird doch üblicherweise davon ausgegangen, dass Milch weiss zu sein habe.

Nahrung für die ersten Tage
Das Kolostrum hat einen hohen Gehalt an Immunglobulinen, wirkt abführend und fördert somit die Darmtätigkeit und dadurch auch die Ausscheidung des Bilirubins, was der Neugeborenengelbsucht entgegenwirkt. Im Vergleich
zu reifer Muttermilch enthält das Kolostrum weniger Fett und Kohlenhydrate, dafür jedoch mehr Eiweiss. Trotz seiner eher geringen Menge liefert Kolostrum alles, was das Neugeborene in der Regel in den allerersten Tagen braucht.

Britische Wissenschaftler fanden nun eine weitere Substanz im Kolostrum, der eine ganz besondere Schutzfunktion für den kindlichen Darm zukommt. Tania Marchbank und ihre Kollegen an der Queen-Mary-Universität in London konnten in einer Untersuchung (1) nachweisen, dass sich in Muttermilch ein Eiweissstoff befindet, wie er aus der Bauchspeicheldrüse bekannt ist. Dort verhindert er, dass die Bauchspeicheldrüse von den dort gebildeten Verdauungssekreten angegriffen und zerstört wird. Dass dieses PSTI (Pancreatic Secretory Trypsin Inhibitor oder sekretorischer Trypsininhibitor des Pankreas) genannte Protein auch von der weiblichen Brust produziert wird, konnten die Wissenschaftler bereits in früheren Untersuchungen feststellen, allerdings ohne zu wissen, welche Funktion der im Kolostrum in siebenfach höherer Konzentration als in reifer Muttermilch enthaltenen Substanz zukommt.

Weniger Zellschäden im Darm
Im Laborversuch zeigte sich nun, dass PSTI eine wichtige Rolle beim Schutz des empfindlichen Darms des Neugeborenen spielt. PSTI wirkt zusammen mit dem Epidermalen Wachstumsfaktor (EGF) und sorgt dafür, dass die Regeneration von geschädigten Zellen deutlich beschleunigt wird. Bei Ratten konnte beobachtet werden, dass PSTI aus der Muttermilch Zellschädigungen um 75 Prozent verringerte. Wurde das PSTI in seiner Wirksamkeit blockiert, so reduzierte sich der schützende Effekt der Muttermilch um 60 Prozent. Daraus schliessen die Forscher, dass das in die Muttermilch ausgeschiedene PSTI ein wichtiger Faktor zu Verhinderung oder Behebung von krankhaften Veränderungen der Darmschleimhaut darstellt.

Auf den Menschen übertragen bedeutet dies: Wird das Kind unmittelbar nach der Geburt, ehe es irgend eine andere Flüssigkeit oder Nahrung erhält, gestillt, legt sich das PSTI wie ein Schutzfilm über die Darmschleimhaut, schützt diese vor dem Angriff durch aggressive Substanzen und trägt damit zur Gesunderhaltung des kindlichen Darmes bei.

Denise Both

1 Marchbank T, Weaver G, Nilsen-Hamilton M, Playford RJ: Pancreatic secretory trypsin inhibitor is a major motogenic and protective factor in human breast milk. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol 296: G697-G703, 2009