Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2012/02 Softskills = Frauensache?

Zunehmend werden in vielen Bereichen die so genannten Softskills verlangt. Darunter werden Fähigkeiten verstanden, die für die soziale Interaktion nützlich oder notwendig sind.

Ein ganz wichtiger Bereich der sozialen Fähigkeiten oder Softskills ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen. Wie wichtig es im sozialen Miteinander ist, dass sich das Gegenüber verstanden fühlt, zeigt sich nicht nur in Konfliktsituationen, sondern auch im alltäglichen Umgang. Das immer wieder zitierte «aktive Zuhören» und das dadurch entstehende Einfühlungsvermögen und Verständnis bringt nicht nur Wertschätzung zum Ausdruck, sondern steigert allgemein die Qualität von Beziehungen. Einfühlsame Menschen können mit dieser Fähigkeit Situation entspannen, ins Stocken geratene Gespräche wieder in Fluss bringen und nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass das gegenseitige Verständnis gefördert wird, Missverständnisse und Misstrauen ausräumen.

Viele Menschen gehen davon aus, dass Empathiefähigkeit zu den Eigenschaften eines Menschen gehört, die angeboren sind: Entweder man hat sie oder eben nicht. Eine australische Studie hat nun gezeigt, dass das Verhalten der Mütter Einfluss darauf hat, wie gut sich ihre Kinder in andere Menschen einfühlen können, Empathiefähigkeit also keineswegs etwas ist, was einem von der Natur in die Wiege gelegt wurde oder eben nicht.

Brad Farrant und seine Kollegen von der University of Western Australia in Perth haben 72 altersgemäss entwickelte Kinder im Alter zwischen 47 und 76 Monaten mit Hilfe eines standardisierten Testverfahrens hinsichtlich ihres Sozialverhaltens, insbesondere ihrer Empathiefähigkeit, untersucht. Bei den Tests wurden den Kindern bestimmte Situationen vorgeführt und sie mussten angeben, was die Menschen in den vorgestellten Situationen wohl denken und fühlen. Grundvoraussetzung zur Lösung einer solchen Aufgabe ist sowohl die Fähigkeit zu erkennen, dass nicht alle Menschen so denken und fühlen wie man selbst, als auch die Fähigkeit, die eigene Wahrnehmung von der Vorstellung der Wahrnehmung des anderen zu trennen. Parallel zur Durchführung der Tests wurde von den Wissenschaftlern beobachtet, wie die Mütter mit ihren Kindern interagierten, welche Kommunikationsformen sie wählten und welche Gesprächsthemen besonders häufig zur Sprache kamen.

Die Analyse der Testergebnisse und der Beobachtung des Kommunikationsverhaltens zwischen Müttern und Kindern ergab, dass die Art des Umgangs zwischen Mutter und Kind einen ganz wesentlichen Einfluss auf die sozialen Fähigkeiten der Kinder hatte. Ein sensibler, warmherziger und auf die kindlichen Bedürfnisse eingehender Umgang ist ein wesentlicher Faktor für die gute Entwicklung prosozialen Verhaltens.

Allerdings stellt sich die Frage, ob tatsächlich nur das Verhalten der Mütter einen solchen Einfluss auf die Entwicklung des Sozialverhaltens und der Empathiefähigkeit von Kindern hat. Ebenso wenig wie Männer von Natur aus besser für Mathematik begabt sind (im Gegenteil, Studien haben gezeigt, dass die mathematischen Leistungen von Frauen davon beeinflusst werden, wie viel Gleichberechtigung der Geschlechter in ihrem sozialen Umfeld herrscht), sind wohl Männer weniger dazu geeignet, die sozialen Fähigkeiten ihrer Kinder zu fördern. Die Ursache dafür, dass der prägende Einfluss der Mütter in diesem Fall grösser ist als der der Männer, dürfte wohl vielmehr daran liegen, dass Mütter in der Regel deutlich mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen als Väter.

Denise Both

Quellenangaben
Brad M. Farrant et al.: Empathy, Perspective Taking and Prosocial Behaviour: The Importance of Parenting Practices. Child Development, doi:10.1111/j.1467-8624.2011.01688.x