Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2012/03 Muttermilch ist gut für die Lunge

Muttermilch ist die optimale Nahrung für Babys. Doch Stillen ist mehr als perfekte Nahrung: Auch das Saugen trägt zu einer gesunden Entwicklung bei. Das zeigt sich auch daran, dass gestillte Kinder im Schulalter eine bessere Lungenfunktion haben als nicht gestillte Kinder.

Vor einiger Zeit wurden Studien veröffentlicht, die Mütter, die an Asthma leiden, davor warnten, ihre Kinder zu stillen. Grund für diese Warnung: Für ihre Kinder bestünde ein erhöhtes Risiko, im Schulalter an Atemwegserkrankungen und Asthma zu erkranken, wenn sie gestillt würden. Diese Ergebnisse widersprechen allerdings vielen anderen Studien, die zeigen, dass Kinder, die mindestens vier Monate ausschliesslich gestillt wurden, – unabhängig vom Asthma-Status der Mutter – ein geringeres Risiko für eine spätere Asthmaerkrankung haben.

Eine Untersuchung, die vom Team um die Berner Präventivmedizinerin Claudia Kühni durchgeführt wurde, bekräftigt nun erneut, dass Stillen in jedem Fall empfehlenswert ist, da es die Lungenfunktion sowie die Grösse der Lunge und damit das Atemzugvolumen der Kinder positiv beeinflusst. Insgesamt untersuchten die Wissenschaftler die Daten von 1458 britischen Schulkindern im Alter von zwölf Jahren aus der Leicestershire-Kohortenstudie in Bezug auf Stilldauer (nicht gestillt, bis drei Monate gestillt, vier bis sechs Monate gestillt, länger als sechs Monate gestillt) und ihre Lungenfunktionswerte.

Bei allen Kindern, die länger als vier Monate gestillt wurden, zeigte sich ein erhöhter Forcierter Ausatemfluss (FEF, der als Lungenvolumen-Unterschied in Liter pro Sekunde gemessene Atemfluss). Bei den 273 Kindern, deren Mütter unter Asthma leiden, konnten zusätzlich ein höheres forciertes Expirationsvolumen (FEV1 nach einer Sekunde mit forcierter Exspiration gemessenes Ausatemvolumen in Litern) und eine höhere forcierte Vitalkapazität (FVC, durch die schnellstmögliche Ausatmung nach einer maximalen Einatmung erzieltes Exspirationsvolumen) gemessen werden. Diese Ergebnisse blieben auch nach Bereinigung der Daten in Hinsicht auf Atemwegsinfektionen, Asthma und atopischen Erkrankungen in der frühen Kindheit unverändert.

Claudia Kühni und ihre Mitarbeiter gehen davon aus, dass es nicht nur der Muttermilch (respektive den in ihr enthaltenen Abwehrstoffen, welche die Häufigkeit von Atemwegsinfektionen in den ersten Lebensjahren verringern) zu verdanken ist, dass die gestillten Kinder bessere Lungenfunktionswerte aufwiesen. Sie gehen vielmehr davon aus, dass sich die Kombination der in der Muttermilch enthaltenen wachstumsfördernden Substanzen und einer mechanischen Stimulation der Lunge beim Stillen positiv auf die Entwicklung der Lunge auswirkt. Auch wenn noch nicht abschliessend geklärt ist, was die gemessenen Verbesserungen der Lungenfunktionswerte bewirkt, so ist eines doch eindeutig: Es gibt keinen Beleg dafür, dass Stillen und Muttermilch zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion bei Kindern von Müttern mit Asthma führt. Claudia Kühni zieht daher aus ihren Studienergebnissen den Schluss: "Wir empfehlen weiterhin allen Frauen das Stillen, insbesondere auch denen, die an Asthma leiden."

Denise Both

Quellenangaben
Cristian M Dogaru, Marie-Pierre F Strippoli, Ben D Spycher, Urs Frey, Caroline S Beardsmore, Michael Silverman, Claudia E Kuehni. Breastfeeding and lung function at school age: does maternal asthma modify the effect? American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine, doi: 10.1164/rccm. 201108-1490OC; 2012.