Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2012/06 Es kommt nicht nur auf den Inhalt an

 

Dass Stillkinder weniger zu Übergewicht neigen, ist hinlänglich bewiesen. Eine neue Studie zeigt nun, dass Flaschenfütterung unabhängig vom Inhalt eine schnelle Gewichtszunahme begünstigen kann.

Bereits seit geraumer Zeit ist bekannt, dass Stillen vor späterem Übergewicht schützt.(1)Welcher biologische Mechanismus dafür verantwortlich ist, dass gestillte Kinder mittel- bis langfristig seltener an Übergewicht leiden, wird seit Längerem diskutiert. Eine Theorie geht davon aus, dass Eiweissaufnahme und Energiestoffwechsel bei gestillten und nicht gestillten Kindern unterschiedlich sind. Bereits 1995 stellte Whithead fest, dass gestillte Kinder weniger Eiweiss aufnehmen und im Vergleich zu Kindern, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt wurden, einen verringerten Energiestoffwechsel zeigen.(2)

Im gleichen Jahr zeigten Rolland-Cachera und Kollegen, dass eine hohe Eiweiss-Aufnahme in der frühen Kindheit mit der Entwicklung von Übergewicht im späteren Leben einhergeht.(3) Diese «Frühe Proteinhypothese» wurde von Koletzko und Kollegen 2010 insoweit bestätigt, als Säuglinge, die Säuglingsnahrung mit hohem Proteingehalt erhielten, im zweiten Lebensjahr deutlich schwerer waren als die Kinder, die eine Nahrung mit geringerem Proteingehalt erhielten und als jene Kinder, die gestillt wurden.(4)

Andere Ansätze zur Erklärung der Unterschiede sind unterschiedliche endokrine Reaktionen, die bei nicht gestillten Kindern zu einer vermehrten Fettzellbildung führen könnten (5) sowie der Gedanke, dass Stillkinder eher für Gemüse und Obst (Nahrungsmittel mit geringerer Energiedichte) zu begeistern seien und deshalb schlanker bleiben.(6)

Eine ganz neue Studie (7) kommt nun zu dem Schluss, dass es nicht nur die Zusammensetzung der Muttermilch ist, die Adipositas vorbeugt, sondern dass auch das Stillen selbst eine wesentliche Rolle bei der Vermeidung von Übergewicht spielt. Li und Kollegen stellten fest, dass Kinder, welche die Flasche erhielten, unabhängig vom Inhalt (Muttermilch oder künstliche Säuglingsnahrung) deutlich stärker zunahmen als die Säuglinge, die direkt an der Brust tranken. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass flaschengefütterte Säuglinge nicht selten dazu genötigt werden, die Flasche leer zu trinken. Auf diese Weise werden die natürliche Selbstkontrolle des Säuglings und sein Sättigungsgefühl übergangen, mit möglicherweise lebenslangen Folgen.

Damit zeigt sich wieder einmal, wie wichtig es ist, bei gesunden, sich normal entwickelnden Kindern auf deren Kompetenz zu vertrauen. Der «kompetente Säugling» existiert nicht nur in der Fantasie: Unsere Kinder wissen in der Regel sehr gut selbst, was und wie viel sie wann brauchen.

Denise Both

(1) Horta BL et al.: Evidence on the long-term effects of breastfeeding. Systematic reviews and meta-analyses. Geneva: World Health Organization, 2007

(2) Whitehead RG: For how long is exclusive breastfeeding adequate to satisfy the dietary energy needs of the average young baby? In: Pediatric Research, Bd. 37, Heft 2 (1995), S. 239-243

(3) Rolland-Cachera MF et al.: Influence of macronutrients on adiposity development. A follow up study of nutrition and growth from 10 months to 8 years of age. In: International Journal of Obesity and Related Metabolic Disorders, Bd. 19, Heft 8 (1995), S. 573-578

(4) Koletzko B et al.: Prävention der kindlichen Adipositas durch die Säuglingsernährung. In: Monatsschrift Kinderheilkunde, Bd. 6 (2010), S. 553-563; DOI: 10.1007/s00112-009-2158-8

(5) Lucas A et al.: Breast vs. bottle. Endocrine responses are different with formula feeding. In: Lancet, Bd. 1/8181 (1980), S. 1267-1269

(6) Birch LL, Fisher JO: Development of eating behaviors among children and adolescents. In: Pediatrics, Bd. 101(3 Teil 2) (1998), S. 539-549

(7) Li R et al.: Risk of Bottle-feeding for Rapid Weight Gain During the First Year of Life. In: Arch Pediatr Adolesc Med, Bd. 166 (2012), S. 431-436