Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2013/02 Wertvolle Bakterien

Muttermilch enthält neben Nährstoffen, Vitami- nen, Spurenelementen und Immunstoffen auch Bakterien. Doch diese sind keineswegs als Gefahr zu betrachten, im Gegenteil.

Die positiven Auswirkungen der Muttermilch auf die Darmflora sind bis weit ins Erwachsenenalter nachgewiesen – und damit auch die langfristigen Auswirkungen des Stillens auf die Gesundheit des Kindes. Dies dürfte nicht zuletzt auf die in der Muttermilch enthaltenen Bakterien zurückzuführen sein.

Die mikrobielle Besiedelung des Darms eines Neugeborenen hängt davon ab, mit welchen Mikroorganismen es zuerst in Kontakt kommt. Und damit eindeutig davon, welche Nahrung das Kind als erstes erhält. Ist es – was der Normalfall sein sollte – Muttermilch, so kommt das Kind in den Genuss der in ihr enthaltenen nützlichen Bakterien. Und nun wird es spannend. Eine Untersuchung von Parker und Kollegen (2) hat deutliche Unterschiede ergeben, wie sich Bakterien in verschiedenen Umgebungen verhalten. In Muttermilchproben wuchsen die Bakterien zu einem zusammenhängenden Biofilm. Dieser ist eine wichtige Schicht der Darmflora, die als Barriere gegenüber pathogenen (krankmachenden) Keimen und Infektionen wirkt. Wurden Proben von Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung mit den gleichen Bakterien beimpft, so wuchsen und vermehrten sich die Bakterien ebenfalls. Aber in diesem Fall nahmen sie eine Struktur an, die an Plankton im Meer erinnert: einzelne Individuen statt einer zusammenhängenden Schicht. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Beobachtung, dass eine Probe aus isoliertem SIgA aus der Muttermilch ebenfalls keinen Biofilm wachsen liess. Also muss es in der Muttermilch noch weitere Substanzen geben, die eine Rolle spielen, damit die Darmwand geschützt wird.

Doch es wird noch interessanter: Wie viele und welche Bakterien in der Muttermilch vorhanden sind, hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt die Muttermilch gebildet wird. Ausserdem spielen auch das Gewicht der Mutter und der Geburtsmodus eine Rolle. (3) Dass sich die Zusammensetzung des Muttermilchmikrobioms (Gesamtheit aller Mikroorganismen in der Muttermilch) im Verlauf der Stillperiode verändert, ist schon länger bekannt und nicht wirklich erstaunlich. Interessant sind jedoch die Feststellungen, dass dieses Mikrobiom unter anderen auch davon abhängt, welches Gewicht die Mutter hat. So konnte in der Milch von übergewichtigen Frauen, im Vergleich zu der von normalgewichtigen Müttern, ein erhöhter Anteil von Bakterien aus der Gruppe der Staphylokokken sowie der Akkermansia muciniphila nachgewiesen werden. Dieser erhöhte Anteil stand in Beziehung mit der ebenfalls erhöhten Konzentration an Interleukin-6 und einem geringeren Anteil an Bifidusbakterien. Möglicherweise spielen diese Unterschiede eine Rolle für das spätere Übergewichtsrisiko des Kindes.

Auch der Geburtsmodus nimmt Einfluss auf das Mikrobiom. Allerdings lässt sich aus den Ergebnissen der Untersuchungen kein Unterschied feststellen, der sich generell von einer Geburt per Kaiserschnitt ableiten lässt. Vielmehr zeigten sich Unterschiede zwischen der Milch von Frauen, die einen geplanten Kaiserschnitt hatten, und Frauen, die einen sekundären Kaiserschnitt oder eine vaginale Geburt hatten. Es scheint also nicht die Operation als solche Einfluss auf die Keimbesiedelung zu nehmen, sondern eher andere Faktoren. So könnten vielleicht hormonelle Signale oder physiologische Stressreaktionen eine Rolle spielen.

Denise Both

1 Cabrera-Rubio R et al.: The human milk microbiome changes over lactation and is shaped by maternal weight and mode of delivery. Am J Clin Nutr. 2012 Sep;96(3):544-51

2 Angela Qet al: Human Whey Promotes Sessile Bacterial Growth, Whereas Alternative Sources of Infant Nutrition Promote Planktonic Growth. Current Nutrition & Food Science, Volume 8, Number 3, August 2012 , pp. 168-176(9)

3 Collado MCet al.: Maternal weight and excessive weight gain during pregnancy modify the immunomodulatory potential of breast milk. Pediatr Res. 2012 Jul;72(1):77-85