Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2013/03 Hautkontakt kann Wunder wirken

Schon lange ist bekannt, wie wichtig Hautkontakt für Säuglinge ist. Nicht umsonst hat sich zur Förderung der Entwicklung, aber auch der Eltern- Kind-Beziehung, das Prinzip der Känguru-Pflege für Frühgeborene etabliert. Doch auch bei älteren Babys wirkt sich direkter Haut-zu-Haut-Kontakt positiv aus.

Stillprobleme sind für alle Beteiligten anstrengend. Mutter und Kind sehen sich nicht selten enormem Stress ausgesetzt, wenn das Anlegen nicht klappt. Und je länger die Probleme anhalten, umso verkrampfter kann die Situation werden. Schlussendlich kann sich ein Teufelskreislauf entwickeln, der dazu führt, dass die Mutter jedem erneuten Stillversuch mit zunehmender Anspannung und Angst entgegensieht. Auch das Kind wird immer angespannter, was sich unter anderem darin zeigen kann, dass es sich überstreckt und von der Mutter abstösst. Dies wiederum kann dazu führen, dass sich die Mutter vom Kind abgelehnt fühlt, sich als «schlechte Mutter» empfindet. Am Ende stehen häufig das ungewollte vorzeitige Abstillen und ein langer Weg, bis Mutter und Kind endlich zu einem entspannten Miteinander finden können.

Stillberaterinnen raten in solchen Situationen schon seit langem dazu, dass sich die Mutter viel Zeit mit ihrem Baby nimmt. Zeit, um ungestört miteinander zu kuscheln, sich das Baby unbekleidet auf den nackten Bauch zu legen, mit dem Baby zusammen zu baden – kurz gesagt, um so viel Haut-zu-Haut-Kontakt zu haben, wie irgendwie möglich. Hautkontakt fördert die Oxytocinausschüttung bei Mutter und Kind. Oxytocin – das so genannte Liebeshormon – hat einen wesentlichen Einfluss auf die MutterKind-Beziehung. Als Gegenspieler des Stresshormons Adrenalin hat es eine entspannende Wirkung, unterstützt die Ausschüttung des milchbildenden Hormons Prolaktin und fördert die MutterKind-Bindung. Und nicht nur diese! Studien haben gezeigt, dass auch bei Vätern, vor allem, wenn sie bei der Geburt ihres Kindes anwesend waren, der Oxytocinspiegel steigt.
Eine aktuell veröffentlichte Untersuchung aus Schweden1 hat sich nun nur damit beschäftigt, inwieweit intensiver Haut-zuHaut-Kontakt aktiv dazu genutzt werden kann, Stillprobleme bei älteren Säuglingen mit Anlegeschwierigkeiten zu lösen.

Die ForscherInnen am Karolinska Institut in Stockholm (Schweden) untersuchten 103 Mutter-Kind-Paare mit schweren Anlegeproblemen in der Zeit zwischen einer und 16 Wochen nach der Geburt. Die Stillpaare wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe (Kontrollgruppe) erhielt die konventionell übliche Stillberatung gemäss dem Standard der beiden an der Studie beteiligten Entbindungskliniken. In der zweiten Gruppe (Versuchsgruppe) wurde zusätzlich mit Haut-zuHaut-Kontakt gearbeitet. Das heisst, die maximal mit einer Windel bekleideten Babys wurden auf den nackten Oberkörper der in einem Bett liegenden Mutter gelegt. Bei Bedarf wurden Mutter und Kind zugedeckt. Die Mütter der Versuchsgruppe wurden dazu angeregt, mit ihren Babys zu kuscheln, mit ihnen zu sprechen und in jeder von ihnen gewünschten Form Kontakt aufzunehmen.

Es zeigte sich, dass der Haut-zu-Haut-Kontakt beim Stillen sich sofort positiv auf die Gefühlsstimmung der Mutter auswirkte und die zur Lösung der schweren Stillprobleme benötigte Zeitdauer verkürzte. Wahrscheinlich wirkt der Haut-zu-Haut-Kontakt deutlich beruhigend und stressmildernd auf die Kinder. Dies zeigte sich besonders eindrücklich bei Kindern, die zuvor negative Erfahrungen an der Brust gemacht hatten, weil sie von einer Hilfsperson «an die Brust gezwungen» wurden: Ein weiterer Beleg dafür, dass in der Stillberatung sehr vorsichtig mit Berührungen von Mutter und Kind durch Dritte umgegangen werden sollte.

Denise Both

(1) Svensson et al. International Effects of mother-infant skin-to-skin contact on severe latch-on problems in older infants: a randomized trial, Breastfeeding Journal 2013, 8:1
www.internationalbreastfeedingjournal.com/content/8/01/01