Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2006/01 Zum Stillen gehört auch das Abstillen

Das Abstillen beginnt mit der ersten Nahrung, die das Kind als Ergänzung oder Ersatz für die Muttermilch erhält und endet, wenn das Kind keine Muttermilch mehr bekommt. Viele Eltern stellen sich bereits vor der Geburt des Kindes die Frage: Wann ist der ideale Zeitpunkt für das Abstillen?

Einer der Grundsätze der La Leche Liga lautet: „Im Idealfall wird die Stillbeziehung fortgesetzt, bis das Kind ihr entwachsen ist.” Daneben finden sich die oft hochglanzbebilderten Broschüren der Säuglingsnahrungshersteller, in denen betont wird, wie wichtig das Stillen doch sei, die jedoch gleichzeitig mit Sätzen wie „Jetzt ist ihr Kind vier Monate alt und es wird Zeit für eine Erweiterung des Speiseplanes“ oder „Wenn die Muttermilch nun nicht mehr ausreicht ...“ für die Umstellung auf ihre eigene Nahrung und damit für das Abstillen werben.

WHO empfiehlt ein bis zwei Jahre
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Dass diese Empfehlung nicht nur für Kinder in Entwicklungsländern gilt, sondern auch für jene in den Industrieländern, kann in der bereits 1990 verabschiedeten Innocenti Deklaration nachgelesen werden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und daran anschliessendes Stillen solange Mutter und Kind es wollen. In der neuesten Version dieser Empfehlungen, die im Februar 2005 veröffentlicht wurde, weisen die amerikanischen Kinderärzte zudem ausdrücklich darauf hin, dass es keinen wissenschaftlichen Beleg gibt, der eine Altersobergrenze für das Stillen des Kindes rechtfertigt und dass es keine Hinweise auf psychologische Schäden oder Entwicklungsstörungen beim Kind gibt, wenn bis ins dritte Lebensjahr oder noch länger gestillt wird.

Beide Organisationen raten dazu, in den ersten sechs Monaten ausschliesslich zu stillen und dann allmählich ergänzend zum Stillen altersentsprechende Beikost einzuführen.

Statistisch gesehen stillen sich die Mehrzahl der Kinder, denen der Zeitpunkt des Abstillens selbst überlassen wird, irgendwann zwischen dem zweiten und vierten Geburtstag ab, wobei es Abweichungen nach unten wie nach oben gibt. Es spricht nichts gegen das selbst bestimmte Abstillen des Kindes, ausser die Mutter will es nicht. Die Muttermilch hat auch nach den ersten sechs Monaten noch unzählige Vorteile, und sowohl die Mutter als auch das Kind profitieren in mehrfacher Hinsicht vom längeren Stillen.

Für jedes Stillpaar den individuellen Zeitpunkt
Leider werden jedoch zum Thema Langzeitstillen noch immer eine Reihe von Ammenmärchen und falschen Informationen verbreitet. Eines davon betrifft die angebliche Qualitätsminderung der Muttermilch im Laufe der Stillzeit. Die Qualität der Muttermilch nimmt keineswegs mit zunehmendem Alter des Kindes ab. Muttermilch ist und bleibt ein hochwertiges Nahrungsmittel für Babys und auch für Kleinkinder.

Doch trotz aller Vorteile, die langes Stillen mit sich bringt, ist es nicht für jede Frau stimmig und nicht immer möglich so lange zu stillen, bis das Kind der Stillbeziehung entwachsen ist. Es kann deshalb keine allgemeinverbindliche Empfehlung für den optimalen Abstillzeitpunkt geben. Jedes Stillpaar sollte seinen Weg finden und jede Frau eine informierte Entscheidung treffen dürfen, wann der richtige und damit ideale Zeitpunkt für sie gekommen ist. Mutter und Kind haben ein Recht darauf, dass ihre persönliche Entscheidung respektiert wird und sie beim Abstillen einfühlsam und kompetent begleitet werden, ganz gleich, wann das Abstillen stattfindet und ob es allmählich oder aber abrupt verläuft.

Denise Both