Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2006/02 Kontroverse um SIDS, Schnuller und Familienbett

Am 10. Oktober 2005 veröffentlichte die American Academy of Pediatrics (AAP) eine überaus kontrovers diskutierte Empfehlung zur Vorbeugung gegen den Plötzlichen Kindstod (SIDS). Jetzt nehmen die Stillorganisationen dazu Stellung.

 

Daten aus Studien können immer unterschiedlich interpretiert werden. So geben auch die Autoren der Untersuchung, die zu den neuen Empfehlungen der AAP geführt haben, zu, dass ihre Interpretation der Datenlage nicht von allen Experten geteilt werde. In ihrer Danksagung an die Experten, die sie bei der Datensammlung und Interpretation unterstützt haben, schreiben die Autoren wörtlich, dass nicht alle an der Studie beratend Mitwirkenden zu den gleichen Ergebnissen und Empfehlungen gekommen seien. Diese Empfehlungen enthalten einiges, worüber (nicht nur) in Stillfachkreisen heftig und kontrovers diskutiert wird. So wird etwa zur Verringerung des SIDS-Risikos für alle Kinder im ersten Lebensjahr zum Einschlafen der Schnuller empfohlen, und das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kind wird absolut abgelehnt. Stillen als präventive Massnahme gegen SIDS wird nicht erwähnt.

LLL International nimmt Stellung
LLLI hat deshalb die folgende Stellungnahme abgegeben: „La Leche League International (LLLI) ist besorgt über die Grundsatzerklärung zum Plötzlichen Kindstod, veröffentlicht am 10. Oktober 2005 von der Arbeitsgruppe SIDS der American Academy of Pediatrics (AAP). Die Empfehlungen zur Verwendung von Schnullern und zum Co-Sleeping (Familienbett) zeigen einen Mangel an grundlegenden Kenntnissen bezüglich des Stillmanagements.

Schnuller, die in dieser Grundsatzerklärung empfohlen werden, sind ein künstlicher Ersatz für das, was in der Natur die Brust bietet. Stillbabys saugen häufig vor dem Schlafengehen an der Brust. Werden stattdessen, wie empfohle, Schnuller verwendet, kann dies zu einer Reduzierung der Milchmenge führen, da die Milchbildung nicht genügend angeregt wird. Auch eine Auswirkung auf die Dauer der Stillzeit ist nicht auszuschliessen.

LLLI weiss, dass sicheres Co-Sleeping das Stillen erleichtert. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Steigerung der Milchmenge, die durch häufiges und regelmässiges Stillen möglich ist. Bekannte Studienergebnisse über sicheres Co-Sleeping von Dr. James McKenna, Leiter des Mutter-Baby Schlafforschungs-Instituts an der Notre Dame Universität in Indiana wurden von der Arbeitsgruppe nicht beachtet. Der offensichtlich fehlende Input der Arbeitsgruppe „Stillen“ der AAP mag erklären, warum Fragen des Stillmanagements nicht berücksichtigt wurden. Dr. Nancy Wight, Vorsitzende der Academy of Breastfeeding Medicine, bemerkt: „Diese Erklärung stellt einen wahrhaft erstaunlichen Triumph ethnozentrischer Annahmen über den gesunden Menschenverstand und medizinische Forschungsergebnisse dar.“ Weiter meint Dr. Wight: „Viele Ärzte, die Mitglieder der AAP sind, stimmen mit diesen Empfehlungen nicht überein.“

Obgleich die Autoren die Vorteile des Stillens und die Wichtigkeit der Stillförderung betonen, könnten ihre Empfehlungen zur Verwendung von Schnullern und zum Co-Sleeping negative Auswirkungen auf die Stillbemühungen einer Mutter haben. Diese Erklärung schafft Verwirrung bei den Eltern und entspricht keinesfalls einer hilfreichen und gewissenhaften Stillförderung.
Die Academy of Breastfeeding Medicine (ABM), die International Lactation Consultand Association (ILCA) und das United States Breastfeeding Committee (USBC) haben ebenfalls kritische Stellungnahmen veröffentlicht.

Denise Both