Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2007/02 Werbewirksame Forschungsergebnisse

Eltern wollen wohl immer das Beste für ihre Kinder. In der Schwangerschaft und Stillzeit sind Frauen besonders empfänglich für Nahrungsmittel, die als besonders gesund angepriesen werden. Nicht immer basiert diese Aussage auf wissenschaftlich unanfechtbaren Studien.

 

Den Müttern in den 50erund 60er-Jahren wurde eingeredet, dass künstliche Säuglingsnahrung um vieles besser sei als Muttermilch. Wie erfolgreich die Werbestrategien damals waren, lässt sich an den Stillquoten ablesen. Gesetzliche Bestimmungen, die sich von dem WHO-Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten ableiten, sorgen inzwischen dafür, dass in vielen Ländern auf den Packungen der künstlichen Säuglingsnahrung der folgende oder ein ähnlicher Hinweis stehen muss: „Stillen ist die preiswerteste und für Ihr Baby beste Ernährungsform und zugleich ein guter Schutz gegen Krankheiten.“ Die Babynahrungs-Industrie wirbt inzwischen nicht mehr mit der angeblichen Überlegenheit der künstlichen Säuglingsnahrung, sondern mit dem Gegenteil: Die Werbestrategie zielt darauf, die künstliche Säuglingsnahrung der Muttermilch als möglichst ähnlich erscheinen zu lassen, indem darauf hingewiesen wird, dass ihr immer neue Substanzen, die in der Muttermilch entdeckt wurden, beigefügt werden.

Trend Functional Food
In anderen Bereichen der Ernährung ist eine ähnliche Entwicklung zu betrachten, wie sie sich vor einiger Zeit in Bezug auf die Säuglingsernährung abgespielt hat: Ursprüngliche und natürliche Nahrungsmittel werden als mangelhaft oder unzureichend dargestellt. Stattdessen werden industriell veränderte Nahrungsmittel angepriesen, die – wissenschaftlich bestätigt – über heilsame Wirkungen verfügen und besonders „gesund“ sein sollen. Fruchtsaft mit Kalzium-Beigabe oder mit Vitaminen angereicherte Lebensmittel sind Beispiele für solche Produkte mit dem Namen „Functional Food“. Und die Rechnung geht auf: Die mit dem Hinweis auf gesundheitsfördernde Eigenschaften angepriesenen Produkte verkaufen sich gut, insbesondere dann, wenn die Wirkung laut Etikett „wissenschaftlich bestätigt“ oder „wissenschaftlich untersucht“ wurde.

Doch wie steht es um die Glaubwürdigkeit dieser wissenschaftlichen Untersuchungen? Nicht immer wirklich gut! Von der Pharmaforschung ist bekannt, dass vom Hersteller geförderte Studien viermal häufiger positive Ergebnisse für das getestete Produkt erbringen als unabhängige Untersuchungen. Studien, die zu für den Hersteller weniger guten Ergebnissen führen, werden zudem etwa dreimal so oft nicht veröffentlicht.

Gesponserte Studien
In der Nahrungsmittelbranche sieht es ähnlich aus: Auch hier fallen die von den jeweiligen Herstellern in Auftrag gegebenen Studien erstaunlich oft vorteilhaft für den Auftraggeber aus. Statistiker konnten beispielsweise zeigen, dass in 16 von Herstellern gesponserten Studien nur über positive Auswirkungen von Getränken berichtet wurde. Demgegenüber äusserten sich Wissenschaftler in sieben von 19 Studien, die nicht oder zumindest nicht ausschließlich von der Industrie finanziert wurden, keineswegs ausschliesslich positiv.

Ein gesundes Misstrauen gegenüber der Aussage „wissenschaftlich belegt“ ist also durchaus angebracht.

Denise Both