Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2007/06 Gentechnik macht auch vor Muttermilch nicht halt

Gentechnisch verändertes Soja oder auch andere Lebensmittel gibt es schon seit einiger Zeit; nun versucht eine amerikanische Firma „Biomilch-Reis mit Brustmilchgenen“ zu erzeugen.

Im Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten steht, dass in Zusammenhang mit künstlicher Säuglingsnahrung Formulierungen wie „humanisiert”, „maternisiert” und ähnliches nicht verwendet werden sollten. Forschungen aus den USA führen nun dazu, dass der Begriff „humanisiert“ einen ganz speziellen Kontext mit sich bringt – der überaus werbewirksam vermarktet werden könnte.

Der so genannte Biotech-Reis wächst in Reispflanzen, bei denen es den Forschern gelungen ist, menschliche Gene mit der Bauanleitung für Lactoferrin, Lysozym und das BlutplasmaProtein Albumin einzuschleusen. Im Mai 2007 hat das Landwirtschaftsmi-
nisterium der Vereinigten Staaten von Amerika einer Biotechnologiefirma die Genehmigung erteilt, in Kansas Freilandversuche mit drei Sorten dieses transgenen Reises durchzuführen.

Die in den Reiskörnern gebildeten Humaneiweisse sollen für Trinklösungen zur Bekämpfung von Durchfällen bei Kindern sowie zu Forschungszwecken verwendet werden. Laut Aussagen der Firma hat eine klinische Studie in Peru die Wirksamkeit der aus dem transgenen Reis hergestellten Trinklösungen mit Lysozym und Lactoferrin belegt. Die im Rahmen der Studie damit behandelten Kinder mit Durchfallerkrankungen seien besonders schnell wieder gesund geworden.

Theoretisch könnte das Produkt jedoch auch zur Anreicherung von künstlicher Säuglingsnahrung eingesetzt werden, und dann ergibt sich ein riesiger Absatzmarkt: Die Hersteller hoffen auf einen Absatz bei nicht-stillenden Müttern, denen mit der, wie die Forscher sie bezeichnen, „humanisierten mütterlichen Ersatzmilch“ eine wertvolle Nahrung für ihre Kinder zur Verfügung stünde.

Experimente, bei denen Muttermilcheiweisse in verschiedenen Organismen wie Pilzen und Kühen produziert wurden, gibt es bereits seit längerem. Doch bislang ist völlig ungeklärt, wie sich die Verwendung derartiger Produkte auf die Gesundheit und die Entwicklung des Menschen auswirken. Es gibt auch noch keine Testverfahren zum Nachweis der Wirkungsweise und Auswirkungen im menschlichen Körper. Selbst Tierversuche bergen das Problem, dass nicht sicher ist, ob die Reaktion von Tieren auf menschliche oder eben durch gentechnisch erzeugte „humane Proteine“ sich überhaupt auf den Menschen übertragen lassen.
Aufgrund dieser bislang nicht einschätzbaren Risiken gibt es noch keine Zulassung für das Produkt durch die US-Lebensmittelbehörde FDA, und es könnte sein, dass dies so bleibt.

Trotz – leider länderspezifisch sehr unterschiedlicher – Kennzeichnungspflicht für Produkte, die gentechnisch verändert sind oder gentechnisch veränderte Substanzen enthalten, kann es schwierig sein, zu erkennen, ob ein Nahrungsmittel genmanipulierte Bestandteile enthält. Solange die Muttermilch direkt aus der Brust kommt, besteht jedoch kein Anlass, an der Qualität des Produktes zu zweifeln, und Muttermilch bleibt der Goldstandard für die Ernährung unserer Kinder.

Denise Both