Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2008/02 Hormone beeinflussen das mütterliche Verhalten

Hormone spielen eine wesentliche Rolle dabei, wie sich die Bindung zwischen Mutter und Kind gestaltet. Je höher der Oxytocinspiegel, desto mehr bemüht sich die Frau um die Bindung zu ihrem Kind.

Eines gleich vorweg: Stillen alleine macht keine Frau automatisch zu einer „guten Mutter“ – wie auch immer der Begriff „gute Mutter“ überhaupt zu definieren sein mag. Mütterlichkeit zeichnet sich mit Sicherheit durch viel mehr aus, als durch den rein körperlichen Vorgang, ein Kind an der Brust zu ernähren. Allerdings wurde schon seit langem erkannt, dass sich stillende Frauen einfacher in ihre neue Rolle als Mutter einfinden und bereits sehr früh nach der Geburt eine besonders enge Beziehung zu ihrem Baby aufbauen.

Oxytocin als Schlüsselhormon
Für diese Erkenntnis liefern Forscher des Instituts für Psychologie an der BarIlan Universität in Ramat-Gan in Israel nun eine mögliche Erklärung: Die Intensität der Mutter-Kind-Bindung steht – wie es bereits mehrfach bei Säugetieren nachgewiesen wurde – auch beim Menschen in Zusammenhang mit dem mütterlichen Oxytocinspiegel.

Im Rahmen ihrer Studie wurden 62 schwangere Frauen von Ruth Feldman und ihrem Team untersucht. Den Versuchteilnehmerinnen wurden im ersten und letzten Drittel sowie im ersten Monat nach der Geburt Blutproben entnommen, um den Oxytocinspiegel zu bestimmen. Parallel dazu wurden sie zu ihren Gedanken und Gefühlen sowie ihrem Verhalten gegenüber dem Kind befragt. Zusätzlich wurden die Mutter-Kind-Paare im zeitlichen Zusammenhang mit der letzten Blutuntersuchung für jeweils 15 Minuten gefilmt. Diese Videoaufzeichnungen wurden dann hinsichtlich Blickkontakt und Blickrichtung der Mutter, Art der Berührung (liebevoll oder eher praktisch und auf Versorgung ausgerichtet), verbaler Kontaktaufnahme zum Kind (spricht die Mutter mit dem Kind, wie spricht sie mit ihm) sowie positivem emotionalen Ausdruck analysiert.

Die Auswertung der Daten ergab: Je höher der Oxytocinspiegel im Blut der Mutter während der Schwangerschaft und in den ersten Wochen nach der Geburt war, um so stärker wendete sie sich ihrem Kind zu und um so intensiver waren ihre Bemühungen um eine intensive Bindung.

Stillen fördert Mutter-Kind-Bindung
Es liess sich also ein Zusammenhang zwischen der Höhe des Oxytocinspiegels und dem Verhalten der Mütter und ihrer Einstellung gegenüber dem Kind feststellen. Die Forscher wollen sich nicht festlegen, ob es sich dabei tatsächlich um einen direkten Kausalzusammenhang zwischen Hormonspiegel und Verhalten der Mütter handelt und denken über einen weiteren möglicherweise existierenden Einflussfaktor nach, der Hormonspiegel und Mutter-Kind-Bindung steuern könnte. Aus Sicht der StillberaterInnen könnte ein solcher „unbekannter Faktor“ das Stillen sein, denn das Stillen hat einen erheblichen Einfluss auf den Oxytocinspiegel der Frau, und langjährige Beobachtungen stützen die These, dass das Stillen die Mutter-KindBindung erleichtert und fördert.

Denise Both

Quelle: Ruth Feldman, Aron Weller, Orna Zagoory-Sharon, Ari Levine (2007). Evidence for a Neuroendocrinological Foundation of Human Affiliation: Plasma Oxytocin Levels Across Pregnancy and the Postpartum Period Predict Mother-Infant Bonding Psychological Science 18 (11), 965–970.