Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2008/04 Gestillte Kinder schöpfen ihre Kapazitäten voll aus

Seit Jahren gibt es Diskussionen über die Vorteile der Muttermilch und die günstigen Auswirkungen des Stillens auf Gesundheit und Entwicklung der Kinder. Eine Langzeitstudie zeigt nicht nur, dass sich die Stilldauer durch gute Beratung verlängern lässt, sondern auch, dass länger gestillte Kinder ihre intellektuellen Kapazitäten besser ausschöpfen.

Die Liste der Vorteile der Muttermilch ist lang: Gestillte Kinder sind seltener krank, haben ein geringeres Risiko im späteren Leben an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Zöliakie oder Bluthochdruck zu leiden, ihre Wahrscheinlichkeit für Übergewicht ist verringert, das Stillen führt zu einer mässigen Senkung des Cholesterinspiegels und senkt die Gefahr von Gefässschädigungen bis ins Erwachsenenalter hinein. Eine neue Studie zeigt nun, dass gestillte Kinder eine günstigere kognitive Entwicklung (Entwicklung der Wahrnehmung und Hirnfunktionen) haben als nicht gestillte Kinder.

Gute Beratung zahlt sich aus
Michael Kramer von der McGill University in Montreal (Kanada) und seine Kollegen haben bereits in der 2001 veröffentlichten PROBIT-Studie 31 Geburtskliniken in Belarus nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. In der einen Gruppe wurde ein Programm zur Förderung und Unterstützung des Stillens, entsprechend den Richtlinien der Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus (BFHI)“ eingeführt, in der anderen Gruppe wurden die bis dahin üblichen Vorgehensweisen zur Betreuung von frisch entbundenen Müttern beibehalten. Es zeigte sich, dass eine Betreuung gemäß BFHIRichtlinien die Stilldauer insgesamt sowie die Dauer des ausschliesslichen Stillens erhöhte und in der „BFHI-Gruppe“ die Kinder im ersten Lebensjahr seltener an Magen-Darm-Infektionen sowie atopischem Ekzem litten.

Bessere Schulnoten für gestillte Kinder
Inzwischen gibt es eine weitere Auswertung von Daten, die aus dem ursprünglichen Studienkollektiv der PROBIT-Studie gewonnen wurden. Diesmal untersuchten Kramer und seine Mitarbeiter die kognitiven Fähigkeiten der Kinder im Alter von sechseinhalb Jahren. Insgesamt nahmen 13.889 (das entspricht einem Anteil von 81,5 Prozent der in die PROBIT-Studie aufgenommenen Kinder) an einem Intelligenztest (Wechsler Abbreviated Intelligence Scale) teil. Dabei stellte sich heraus, dass die gestillten Kinder um durchschnittlich 5,9 Punkte besser abschnitten als die nicht gestillten. Bei den verbalen Fähigkeiten zeigte sich eine Verbesserung um 7,5 Punkte, bei den non-verbalen eine von 2,9 Punkten. Auch waren die Schulnoten der gestillten Kinder im Lesen und Schreiben signifikant besser.

Aus diesen Zahlen lässt sich ein Zusammenhang zwischen längerem, ausschliesslichem Stillen und einer besseren kognitiven Entwicklung annehmen. Doch ob es tatsächlich die Muttermilch beziehungsweise bestimmte in der Muttermilch enthaltene Substanzen wie zum Beispiel die Fettsäuren sind, die zu dieser Entwicklung führen, oder ob die emotionelle Zuwendung, die ein Kind beim Stillen erfährt oder eine Kombination aus beidem ausschlaggebend ist, lässt sich nicht sicher sagen.

Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass das Stillen die natürliche Art der Säuglingsernährung ist und damit die Norm darstellen sollte, dann lässt sich aus der ganzen Diskussion um die Vorteile des Stillens ein vollkommen anderer Ansatz finden: Stillen macht ein Kind nicht klüger, sondern hilft ihm, seine Fähigkeiten optimal zu entwickeln.

Denise Both