Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2008/06 Muttermilch für Menschenbabys – Kuhmilch für Kälber

Schon lange ist bekannt, dass gestillte oder mit Muttermilch ernährte Kinder weniger anfällig für Infektionen sind. Eine neue Untersuchung könnte erklären warum.

Es gibt artspezifische Unterschiede bei der Milch von Säugelebewesen, das ist hinlänglich bekannt. So zeigt sich beispielsweise beim Vergleich des Fettgehaltes: Reife Muttermilch enthält etwa 3,8 Prozent Fett, Stutenmilch 1,9 Prozent, Ziegenmilch 4,5 Prozent, Schafsmilch 7,4 Prozent, Rattenmilch 15 Prozent und Robbenmilch besteht sogar bis zu 45 Prozent aus Fett. Ähnlich grosse Unterschiede finden sich beim Eiweissund Laktosegehalt der verschiedenen Milchsorten. Die Konzentration der einzelnen Inhaltsstoffe ist darauf abgestimmt, welche Anforderungen die Lebensumstände und -gewohnheiten an die jeweilige Art stellen.

Nährstoffe fürs kindliche Hirn
Kuhmilch enthält relativ viel Kalzium und deutlich mehr Eiweiss als Muttermilch, um sicherzustellen, dass dem schnell wachsenden und seine Knochensubstanz rasch vergrössernden Kalb die nötigen Nährstoffen ausreichend zur Verfügung stehen. Robben brauchen aufgrund des Klimas eine gute Körperisolierung und ausserdem liegen grosse Zeitabstände zwischen den Stillmahlzeiten. Deshalb ist Robbenmilch sehr fetthaltig und damit energiereich. Muttermilch hingegen enthält fast doppelt so viele Kohlenhydrate – in erster Linie Laktose – wie Kuhmilch und wichtige Fettsäuren wie beispielsweise DHA. Beides ist für die Hirnentwicklung wichtig und so spiegelt diese Zusammensetzung den Bedarf des schnell wachsenden kindlichen Gehirns wider.

Eine genauere biochemische Betrachtung zeigt jedoch noch weitere, sehr viel feiner gestrickte Unterschiede der einzelnen Milchsorten. Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung von Nilson und ihrem Team im Journal of Proteome Research bietet denn auch eine Erklärung dafür, warum gestillte Kinder deutlich seltener an MagenDarm-Infekten erkranken, als nicht gestillte Babys: Die an Zuckerketten gekoppelten Eiweisse, die Glykoproteine der Muttermilch, unterscheiden sich in hohem Masse von jenen der Kuhmilch.

Krankheitserreger werden unschädlich gemacht
Die natürlichen Fettkügelchen der Milch sind von einer schützenden Schicht, der Milchfettkügelchenmembran (MFGM), umhüllt. Die MFGM besteht aus Cholesterin, Phospholipiden, Eiweissen und Glykoproteinen. Und genau diese Glykoproteine machen den Unterschied aus, denn bei Muttermilch ähneln sie in ihrer Struktur Liganden und Bindungsproteinen für bestimmte Krankheitserreger in der Magenund Darmschleimhaut. Durch diese Ähnlichkeit werden Keime, wie z.B. Helicobacter pylori, getäuscht: Sie binden sich an die Glykoproteine der MFGM und werden unschädlich gemacht, indem sie daran gehindert werden, sich an die Magenoder Darmschleimhaut zu heften. Zudem scheinen die Glykoproteine insgesamt einen positiven Einfluss auf die artspezifische Darmflora zu haben.

Die Glykoproteine der Hülle der Fettkügelchen von Kuhmilch oder anderen Milcharten haben eine andere Struktur und sind somit nicht in der Lage, für das Kind schädliche Viren und Bakterien auszuschalten und die Entwicklung einer gesunden Darmflora zu fördern. Fazit: Wieder einmal wurde belegt, was die Erfahrung schon lange zeigt: Muttermilch ist optimal für Babys.

Denise Both