Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2009/03 Stillen senkt das Risiko für den Plötzlichen Kindstod

In der westlichen Welt ist der Plötzliche Kindstod die Haupttodesursache für Kinder im ersten Lebensjahr und mithin eine der grössten Ängste der Eltern. Unter dem Plötzlichen Kindstod (englisch: Sudden Infants Death Syndrom, SIDS) wird der unerwartete Tod eines Säuglings verstanden, für den es auch nach ausführlicher Untersuchung des Kindes als auch des Auffindeortes keine Erklärung gibt.

Etwa 80 Prozent der betroffenen Kinder sind jünger als sechs Monate, die am häufigsten betroffene Altersgruppe sind Kinder vom zweiten bis vierten Lebensmonat. Per Definition sind Kinder, die ohne erkennbare Ursache nach dem ersten Geburtstag versterben, von der Diagnose SIDS ausgeschlossen und tatsächlich nimmt das Risiko mit zunehmendem Alter des Kindes deutlich ab, und im zweiten Lebensjahr können nur etwa zwei bis sechs Prozent der Todesfälle keiner Ursache zugeordnet werden. Buben sind häufiger betroffen als Mädchen, Frühgeborene haben ein höheres Risiko als am Termin geborene Kinder und in der kalten Jahreszeit, in der es häufiger zu Infekten kommt, steigt die SIDS-Rate ebenfalls an.

Risikofaktoren und Empfehlungen
Während der letzten zwanzig Jahre wurde in verschiedenen Studien versucht, Risikofaktoren herauszufinden, um Kinder vor diesem tragischen Schicksal zu bewahren. Dabei kristallisierten sich die folgenden Punkte als besonders gefährlich heraus:

  • Rauchen der Eltern (auch bereits in der Schwangerschaft)
  • Ü̈berwärmung des Säuglings
  • Schlafposition des Säuglings in Bauchlage
  • Überdecken oder ungenügende Luftzirkulation

Inwieweit das gemeinsame Schlafen von Mutter/Eltern und Säugling in einem Bett als Risikofaktor für SIDS zu werten ist, bleibt ein heftig diskutiertes Thema. Zahlen aus den USA und den Niederlanden zeigten ausserdem, dass die Zahl der Säuglingstodesfälle in Kinderbetreuungseinrichtungen höher war, als statistisch zu erwarten war. Dies konnte für Deutschland nicht bestätigt werden.

Aus der Vielzahl der Studien wurden Empfehlungen zur Vermeidung des Plötzlichen Kindstodes entwickelt:

  • rauchfreie Umgebung, d. h. Verzicht auf Rauchen in der Schwangerschaft und während des ersten Lebensjahres des Kindes
  • Schlafzimmertemperatur 16-18° C
  • Rückenlage zum Schlafen
  • feste, luftdurchlässige Matratze
  • passender Schlafsack, keine Kopfbedeckung und keine zusätzlichen Decken, Felle, Kissen, Nestchen etc. Ausserdem wird geraten, Babys im ersten Lebensjahr nicht im eigenen Zimmer, sondern im Elternschlafzimmer schlafen zu lassen.

Stillen senkt das Risiko
Die Empfehlung, das Kind möglichst gemäss den Empfehlungen der WHO zu stillen, findet sich nicht in allen Ländern im Massnahmenkatalog zur Verringerung des SIDS-Risikos. Dies sollte sich aufgrund neuerer Studien (1) nun ändern: In einer deutschen Fall-Kontrollstudie untersuchten die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Ernährung und SIDS bei 333 betroffenen Säuglingen und 998 Kindern aus einer altersentsprechenden Kontrollgruppe. Die Autoren der Studie kamen zu der Schlussfolgerung, dass gestillte Kinder während der gesamten Säuglingszeit ein um 50 Prozent geringeres Risiko für den Plötzlichen Kindstod hatten und betonen daher, dass es wichtig ist, die Empfehlung, sechs Monate zu stillen, unbedingt in den Massnahmenkatalog zur Verringerung des SIDS-Risikos aufzunehmen.

Denise Both

(1)M M Vennemann, T Bajanowski, B Brinkmann, G Jorch, K Yücesan, C Sauerland, E A Mitchell and the GeSID Study Group (2009) Does Breastfeeding Reduce the Risk of Sudden Infant Death Syndrome? PEDIATRICS Vol. 123 No. 3 March 2009, pp. e406-e410