Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2013/05 Auswirkungen der frühkindlichen Ernährung

Das Schlagwort «metabolische Programmierung» ist in aller Munde. Gemeint ist damit, dass die Ernährungsgewohnheiten der Mutter in der Schwangerschaft Funktionen des kindlichen Stoffwechsels dauerhaft beeinflussen und damit prägen – ebenso wie die Ernährung des Kindes.

Weltweit nimmt die Zahl übergewichtiger Menschen zu. Auch Kinder sind zunehmend übergewichtig – und aus dicken Kindern werden leider häufig auch dicke Erwachsene. Dass Übergewicht nicht nur ein kosmetisches Problem ist, dürften inzwischen alle wissen: Zu viele Pfunde wirken sich nicht nur auf die Beweglichkeit und die Psyche der Kinder aus, sondern können auch Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Gefässschädigungen (Atherosklerose) und Gelenkerkrankungen zur Folge haben. Selbst wenn es einem (stark) übergewichtigen Kind gelingt, in den normalen Gewichtsbereich zu kommen, bedeutet dies nicht, dass die möglicherweise entstandenen Begleiterkrankungen auch wieder verschwinden.

Deswegen ist es wichtig, dass Übergewicht mit all seinen möglichen Begleiterscheinungen gar nicht erst entsteht. Das soll nun aber keineswegs heissen, dass wir bereits Babys «auf Diät» setzen oder mit unseren Kindern zum Babyschwimmen gehen, weil wir den dabei entstehenden Kalorienverbrauch als wichtig erachten und nicht die Freude des Kindes an der Bewegung im Wasser. Wichtig ist, bereits früh die Weichen für ein gesundes Essverhalten zu stellen. Das ist gar nicht so schwer!
Schon lange ist bekannt, dass gestillte Kinder später seltener an Übergewicht leiden. Insbesondere dann, wenn sie nach Bedarf gestillt wurden. Eine ganze Reihe von Studien1 weist auch darauf hin, dass gestillte Kinder als Erwachsene seltener unter Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und koronaren Herzerkrankungen leiden. Nicht nur deshalb ist Stillförderung auch eine Möglichkeit zur Förderung der langfristigen Gesundheit.

Immer mehr Studien belegen, was der gesunde Menschenverstand schon vermuten lässt: Möglichst naturbelassene Nahrung sollte bevorzugt werden. In der Regel ist es am besten, Kindern zu vertrauen, dass sie selbst wissen, wann sie hungrig und wann sie satt sind. Dass dies nicht nur für das Stillen nach Bedarf spricht, sondern auch dafür, den oftmals empfohlenen Weg «Die Eltern bieten an, was gegessen wird, das Kind entscheidet, wann und wie viel es davon isst» einzuschlagen, belegt eine aktuelle Untersuchung aus Kanada.2 Aus einer Gruppe von insgesamt 1856 Kindern im Alter zwischen drei und fünf Jahren wählten die Wissenschaftler 1076 Kinder aus und untersuchten mit Hilfe von durch die Eltern ausfüllten Fragebögen (Nutrional Screening Tool for Every Preschooler) das Essverhalten der Kinder. Parallel dazu untersuchten sie den Cholesterinspiegel der Kinder. Der Wert des Gesamtcholesterins abzüglich des HDLs im Blut der Kinder wird als Marker für das Risiko von Herzund Gefässerkrankungen angesehen. Dabei stellte sich heraus, dass jene Kinder, die selbst entscheiden konnten, wann, in welchem Tempo und wie viel sie essen, bessere Cholesterinwerte hatten. Dies verblüffenderweise unabhängig von der Menge oder der Art der verzehrten Nahrungsmittel.

Aus diesen Untersuchungsergebnissen lässt sich zwar noch nicht folgern, dass die Kinder mit schlechterem Cholesterinspiegel zwangsläufig ein langfristig erhöhtes Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen haben, aber es lässt die Vermutung zu, dass das Essverhalten eine wichtige Rolle für das Risikoprofil spielt. Es bleibt abzuwarten, was weitere Studien, wie zum Beispiel auch das grossangelegte europäische Projekt «Early Nutrition»3 in Hinblick auf die Möglichkeiten der Prävention durch bestimmte Verhaltensweisen, ergeben.

Denise Both