Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2012/03 Brüderlein und Schwesterlein

Oft wachsen unsere Erstgeborenen wie Prinzen und Prinzessinnen auf. Die Welt dreht sich nur um sie, und die ungeteilte Aufmerksamkeit und Liebe der Eltern sind ihnen gewiss. Dann aber passiert es: Ein Eindringling naht.

Was ich kenn’, das fürcht’ ich nicht

Je nachdem, wie alt das Kind ist, wird es mehr oder weniger bewusst wahrnehmen, dass in Mamas Bauch ein neues Kind heranwächst. Es kann hilfreich sein, mit dem Kind Bücher oder DVDs anzuschauen, die die Entwicklung des Babys im Mutterleib dokumentieren. So erlebt es von Anfang an, dass sich das Kleine verändert und grösser wird, was später eine hilfreiche Erinnerung sein kann, wenn es sich mal darüber beschweren sollte, dass mit dem Baby gar nichts anzufangen sei. Auch die gemeinsame Lektüre von Still- oder anderen Bilderbüchern über das Leben mit Babys ist sinnvoll, denn sie schafft beim älteren Geschwisterkind ein Bewusstsein dafür, dass es am Anfang des gemeinsamen Lebens mit dem Baby vielleicht zuweilen etwas zurückstecken muss, wenn Mama das Kleine stillt oder versorgt. Zugleich kann gemeinsam geschaut werden, wie das Grosse in die Pflege des Babys mit eingebunden werden kann. Wenn es freiwillig mitmachen darf, wird es sich als Helfer wichtig und gebraucht fühlen, was seinem Selbstwert zugute kommt. Ein alter «Grossmutter»-Tipp empfiehlt, dem grossen Geschwister die Rolle des Hausfotografen zu übertragen, der beispielsweise dokumentieren kann, wie das Baby gestillt wird.

2012/03 Brüderlein und Schwesterlein

Wichtig ist, dass die Eltern nicht vom Kind erwarten, es müsse sich auf das Geschwisterchen freuen, denn es ist gut möglich, dass schon die ersten Ansätze von Eifersucht und Angst vorhanden sind. Diese lassen sich nicht einfach vom Tisch wischen sondern wollen wahr- und ernst genommen werden. Falls das ältere Kind bereits um die zwei Jahre alt ist, kann es sinnvoll sein, schon vor der Geburt Aktivitäten zu finden, die ihm Spass machen und die es mit anderen Menschen als der Mutter ausüben kann. Steht der Eintritt in den Kindergarten etwa zur gleichen Zeit an wie die Geburt des neuen Geschwisterchens, oder war der Besuch einer Kindertagesstätte oder die Einbindung einer Tagesmutter bereits geplant, kann es sinnvoll sein, zu überlegen, ob man dies auf etwas früher oder später verschiebt um zu vermeiden, dass das Ältere sich «abgeschoben» fühlt.

Die besondere Rolle des Vaters

Wenn bislang die Mutter die Hauptbezugsperson war, ist es wichtig, dass nach der Geburt des Babys neue Figuren in den Vordergrund rücken. Das kann eine der Omas sein oder ein lieber Babysitter, vor allem aber ist der Papa gefragt. In dem Masse, wie er der Mutter den Rücken frei hält und vermehrt häusliche Aufgaben sowie die Betreuung des älteren Kindes übernimmt, festigt sich auch seine eigene Bindung zum älteren Kind. Dies wiederum hilft dem Kind bei der Loslösung von der Mutter – ein wichtiger Entwicklungsschritt. Kinder, die keinen angemessenen Ersatz angeboten bekommen, entwickeln häufiger Eifersucht und Aggressionen gegen das jüngere Kind, weil sie weiterhin um die Gunst der Mutter buhlen müssen und dem kleineren Kind gegenüber im Nachteil sind. So sind Väter gerade in stillenden Familien, in denen sie die Ernährung des Jüngsten nicht übernehmen können, ein sehr wichtiges Element, um ein harmonisches Zusammenwachsen zur grösseren Familie zu gewährleisten. Für das Baby spielt die Mutter die Hauptrolle, doch für die älteren Geschwister wird die Präsenz des Vaters oder einer anderen Bezugsperson enorm wichtig.

 

Kristina Heindel