Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2012/04 Von Windeln und Wünschen
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Zwischen Stillen und In-den-Schlaf-Wiegen, zwischen WindelnWechseln und Ursachen-Feldforschung für Babyweinen, spannt sich der Alltag mit Kind. Und der ist oft so ganz anders als erhofft.

Ein Kind zu haben ist wunderschön, etwas Einzigartiges und Unbezahlbares Zeit für Friede, Freude, Eierkuchen, möchte man meinen. Tränen nach der Geburt oder Babyblues lösen daher auch eher Unverständnis aus als Unterstützung. Dabei bedeutet die Umstellung von einem Leben als Paar hin zu einem Leben als Kleinfamilie, viel Neuland zu betreten. Wir haben zwar eine grobe Landkarte dafür, doch entsteht der Weg unter unseren Füssen erst im täglichen Miteinander.

Die Verantwortung für einen kleinen, noch hilflosen Menschen zu übernehmen, ist spannend und herausfordernd zugleich. Denn es verlangt, sich selbst für eine Zeit lang zurückzunehmen und sich ganz dem Rhythmus des Neuen anzuvertrauen. Was vorher einfach und mühelos von der Hand ging, ist jetzt eine Arbeit, die sich scheinbar nie zu Ende erledigen lässt. Kein Wunder, dass da anfänglich oft grosse Verunsicherung herrscht, ob das auch wirklich so sein kann: kaum Zeit zum Kochen, kaum Zeit zum Essen, kaum Zeit zum Duschen und kaum Zeit für den Haushalt; dafür viele Stunden am Tag Körperkontakt mit einem ziemlich geheimnisvollen Wesen.

Was sich ein Baby wünscht

Wir Menschen haben die Evolution nur deshalb erfolgreich gemeistert, weil wir vor Urzeiten Mütter hatten, die uns bei sich trugen, so viel es ihnen möglich war, die uns an der Brust nährten, wärmten und schützten. Ein Baby abzulegen in Zeiten von Säbelzahntigern war gefährlich, mitunter tödlich. Heute gibt es geheizte Räume, Flaschennahrung, die satt macht und trendige Aufbewahrungsutensilien für Babys. Alle diese Dinge haben ihre Berechtigung, verlangen aber auch eine Art des Umgangs, die zum wahren Wohl des Kindes ist. Denn unsere Kinder tragen noch immer das gleiche, uralte biologische Programm in sich, das sie zufrieden wegschlummern lässt, wenn sie sich in den Armen geborgen fühlen und schreien, wenn sie den unmittelbaren Kontakt verlieren.

Diese scheinbar anspruchsvollen Vorlieben sorgen weiterhin dafür, dass ein Kind seine Säuglingszeit «überlebt» und sie sind nichts, was wir ihm abgewöhnen müssen. Umgekehrt sind wir hormonell darauf eingestellt, diese Vorlieben zu beantworten. Klar ist es ein Spagat, zwischen den Bedürfnissen des Kindes, denen des Partners, den Erwartungen der Umwelt und seinen eigenen Wünschen abzuwägen und einen Weg zu finden, zu dem sich bedingungslos Ja sagen lässt. Aber es ist eine Falle zu glauben, durch strikte Regeln und disziplinäre Massnahmen, dem Kind die sogenannten Launen austreiben zu können. Das zeigt sich vielleicht nicht unmittelbar, fordert uns jedoch später, wenn wir den Bezug dazu oft nicht mehr herstellen können.

Harte Schule

Kinder werden in die Erwachsenenwelt hineingeboren und bringen mit ihrem Anders-Sein dort einiges durcheinander. Sie haben noch keine Erwachsenensprache, mit der sie Verständnis für ihre Entwicklung wecken können. Sie brauchen eine Umwelt, in der sie sich zu Beginn sicher und geborgen fühlen können. Für das Neugeborene ist das der Körper der Mutter, für das Krabbelkind dann schon die Wohnstube. Je älter und mobiler das Kind wird, umso stärker verlangt es nach Anreizen, die es in seiner Entfaltung unterstützen. Um tätig sein und experimentieren zu können, braucht es Gegenstände, die es mit den Händen erfahren darf, damit es die Welt mehr und mehr begreifen lernt. Doch just dann legen Erwachsene oft ein eigentümliches Verhalten an den Tag: Sie beginnen ihren Besitz zu verteidigen, als wolle das Kind ihn zerstören. Um jede Ecke erklingt ein Nein.

Erwachsene schaffen abgesteckte Spielzonen mit Dingen, die nicht beseelt sind und reagieren genervt, wenn die Kinder nicht ausdauernd damit spielen wollen. Dabei lieben Kinder die ganz alltäglichen Sachen, die Mama und Papa selber auch in die Hand nehmen, mit denen sich trommeln, rühren und schlagen lässt. Utensilien, mit denen man schütten und wischen kann, die Lärm machen, wenn sie runterfallen und nach etwas schmecken, wenn man reinbeisst, Material, das zwischen den Fingern durchrieselt und sich kneten und formen lässt. Maria Montessori, deren Todestag sich heuer zum 60. Mal jährt, arbeitete in ihrem ersten Kinderhaus mit armen Arbeiterkindern und konnte viele Jahre lang intensiv beobachten, wie sich ein Kind aus sich heraus entfaltet, wenn ihm der passende Rahmen dafür angeboten wird. Wenn ein Kind nur ein bisschen Spielraum erhält, wird sein Wille zur Selbstbehauptung aktiv, es möchte «selbst» tun!

Stillen

Eltern und Launen

Klar, im Alltag haben Kinder und Erwachsene eine völlig unterschiedliche Grundgeschwindigkeit. Für Grosse geht es um Effektivität und Zeitersparnis, für Kleine um die Erfahrung im Tun. Das Ergebnis ihrer Forschungen und Tätigkeiten ist dabei oft nebensächlich. Das Auf-dem-Weg-Sein ist das Ziel, nicht das Ankommen. Wenn wir unsere Kinder bedrängen und hetzen, reagieren sie mit Widerwillen bis hin zu Verweigerung. Dafür verwenden wir dann Begriffe wie Laune und Trotz und schieben damit die Verantwortung dem Kind zu, das scheinbar nicht kooperiert. Dabei übersehen wir geflissentlich, dass wir Grossen es sind, die nicht verstehen. Launen sind Ausdruck eines Spannungszustandes im Kind, eine seelische Störung, weil es sich in seiner Entfaltung behindert fühlt.

Ein Kind kann nur durch Langsamkeit und Leben im Augenblick, durch eigenes Tun und Scheitern fit fürs Leben werden. Im Kind ist alles schon angelegt und entfaltet sich nach einem inneren Bauplan. Wir Eltern dürfen Zeugen sein und diesen Ablauf schützen anstatt erschweren. Und wir dürfen uns darin üben, geduldiger zu werden und unser Tempo dem unseres Kindes anzugleichen.

Sensible Phasen

Zwischen Einkauf und Sandkasten geben uns Kinder täglich die Chance, unsere Brille der erwachsenen Vorurteile abzusetzen, um sie in ihrem Wesen besser zu erkennen. Lernen und Wachsen erfolgt niemals linear, sondern während sensibler Phasen. Gleich einem Scheinwerfer, der eine Stelle im Raum besonders ausleuchtet, richtet das Kind seinen gesamten Organismus darauf aus, eine besondere Fähigkeit zu erlernen. Die innere Empfänglichkeit bestimmt, was aus der Vielfalt der Umwelt gewählt wird. Erlischt dieser Scheinwerfer nach einigen Wochen oder Monaten, entzündet sich ein neues Feuer und das Kind legt seine Aufmerksamkeit fortan auf ein neues Gebiet. So lernt es seine Muskeln zu beherrschen, sich der Sprache zu bemächtigen, einen Sinn für Ordnung zu entwickeln. Dazu will es von uns mit entsprechendem «Material» versorgt werden. Es lohnt sich, viel für das Kind da zu sein, denn Präsenz im Umgang mit ihm hält die Liebe am fliessen und die Geborgenheit der ersten Monate und Jahre sind der beste Humus im Leben eines jeden Menschen.

Michaela Kyllönen

Erfahrungsbericht: Kleine grosse Helfer

Ich bin als Kind fast gar nicht in die Hausarbeit einbezogen worden. Vielleicht fasziniert mich aus diesem Grund der Leitsatz von Maria Montessori «Hilf mir, es selbst zu tun!» so sehr. Wann immer möglich, möchten meine Kinder in die täglichen Arbeiten eingebunden werden. Manchmal ist das ziemlich anstrengend und es gelingt mir auch nicht immer. Doch wenn ich ihre erworbene Selbstständigkeit und zunehmende Geschicklichkeit sehe, weiss ich, dass sich die investierte Zeit lohnt. Zeigen Noah (4) oder Naomi (2) Interesse an meiner Hausoder Gartenarbeit, so greife ich es gerne auf. Beim gemeinsamen Fensterputzen werden sie mit Blumenspritze und einem Mikrofasertuch ausgestattet und haben eine tolle Beschäftigung, die mich keine zusätzliche Kraft kostet. Auch beim Tischdecken, Staubwischen oder Saugen helfen sie gerne mit. Fürs Gartengiessen haben sie ihre eigene Giesskanne und fürs Nüsseknacken ihren Hammer und ein Holzbrett. Das Bedienen der Küchenmaschinen ist sehr gefragt und mit einem kleinen Messer Obst und Gemüse schneiden macht beiden Freude. Ich bin froh, zu Hause sein zu dürfen und mitzuerleben, wie interessiert die Kinder bei den Alltagstätigkeiten mit dabei sind. Wenn sie bei der Zubereitung des Essens mithelfen, verspeisen sie ganz nebenbei viel Gesundes und das ist ein toller Nebeneffekt!

Ursula Zolotas, Gisingen, AT