Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2014/06 Wie ich Vater wurde
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Meine Frau verspürte schon zu Beginn der Schwangerschaft eine enge Bindung mit unserem ungeborenen Kind, die sich mit den ersten Bewegungen verstärkte. Die Geburt und die anschliessende Stillzeit knüpfte dieses Band noch enger. Eine Beziehung, mit der ich nicht konkurrieren konnte, an der ich mich aber erfreute. Selten verspürte ich solch eine natürliche Harmonie und Verbundenheit, wie beim Beobachten ihrer Stillmahlzeiten.

Die Geburt unseres ersten Sohnes dehnte sich über viele Stunden und so war ich selbst danach so erschöpft, dass eigentlich ich hätte im Krankenhaus bleiben müssen. Die erste Nacht allein zu Haus, ohne Frau und ohne Kind, war für mich schwer auszuhalten, zu gross war die Zuneigung und Freude über unser neues Familienmitglied. Und dennoch, es bedurfte eines Kennenlernens und Vertraut-Werdens zwischen ihm und mir, so wie bei einem neuen Bekannten, den man erst nach und nach schätzen lernt. Es war ein Wachsen unserer Beziehung und meines Vaterseins mit der Schwierigkeit, dass ich ihn nicht stillen konnte und darum stets die Mutter seinen Hunger stillte, ihm beim Einschlafen half oder die Brust geben konnte, wenn er sonst untröstlich war. Somit war meine Frau die erste Anlaufstelle, was nicht heissen soll, dass ich ihn nicht nächtens stundenlang bauchwischend und singend durch die Wohnung trug, um seine Blähungen zu lindern.

Bei der Geburt meiner Tochter war es ähnlich. Zum Glück hatte ich bei beiden Kindern die Möglichkeit, einige Monate zu Hause zu bleiben und ganz für sie da zu sein. Es war ein grossartiges Gefühl und ein unvergessliches Erlebnis, ihnen einfach nur zuzuschauen und sie in den ersten Entwicklungsschritten zu begleiten. Wenn ich alleine für sie verantwortlich war, mischte anfangs zur Unsicherheit auch noch die Sorge, den Anforderungen nicht zu genügen und so konnte es schon einmal vorkommen, dass man als Vater von einer älteren Dame aufgeklärt wurde: „Das Kind weint, weil es zu seiner Mutter will!“ In dieser Zeit wurden meine Kinder immer unabhängiger von ständig verfügbarer Muttermilch und so konnte auch ich ihr Vertrauen gewinnen, sie trösten und ihnen helfen. Ich wurde mehr und mehr Vater.

Der Wiedereinstieg in den Beruf war hart. Sowohl für mich als auch für meine Kinder. Als ich meinen älteren Sohn, damals knapp 3 Jahre, nach meiner zweiten Karenz erklärte, dass einer von uns arbeiten gehen müsse, um Geld zu verdienen, sagte er: „Kein Problem, ich gehe das Geld holen“, denn zuvor durfte er beim Bankomaten Geld abheben. Dass durch die Arbeit die gemeinsame Familienzeit drastisch gekürzt wurde, fand ich sehr schade. Dadurch änderte sich auch wieder unsere Beziehung. Mitunter kommt es nun vor, dass die Kinder mich in schwierigen Situationen ablehnen und sich nur von ihrer Mutter trösten lassen, die sie ja den ganzen Tag um sich haben und die ihnen vertrauter ist. Vatersein ist eine ständige Entwicklung. Kinder können einem sehr viel zurückgeben, wenn man sich die Zeit nimmt und sich auf sie einlässt.

Georg Reiss, Leoben, AT