Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2005/01 Achtung – fertig - stillen

Das Baby reguliert die Milchmenge wenn es nach Bedarf gestillt wird. Wenn es immer trinken darf, wenn es nach der Brust verlangt und so lange trinken darf, wie es möchte. Selbst bei einem Wachstumsschub muss Mama ihr Baby nur zwei oder drei Tage häufiger an die Brust nehmen, und schon steigert sich die Milchmenge und passt sich dem erhöhten Bedarf an (siehe dazu auch Seite 16: Zu wenig Milch).

Verschiedene Stilltemperamente
Das einzige, was eine Frau in den ersten Wochen braucht, ist Vertrauen, Gelassenheit und viiiiel Zeit. Und ein bisschen Technik. Denn damit sich das Stillen von Anfang an gut einspielt, ist eine richtige Stillposition entscheidend. Sie garantiert, dass das Baby richtig trinken kann und beugt wunden Brustwarzen vor. Auf den Bildern auf diesen Seiten sind die drei gängigsten Stillhaltungen abgebildet: Das Stillen im Liegen, die Football-Haltung und die Wiegehaltung. Bei allen drei Stillpositionen ist wichtig, dass die Frau bequem sitzt oder liegt und dass das Baby den Kopf beim Stillen nicht drehen muss. Wichtig auch, dass das Baby den Mund ganz öffnet. Dann nimmt es die Mutter ganz schnell an die Brust. Aber Achtung: Das Baby kommt zur Brust, nicht die Brust zum Baby! Es lohnt sich, verschiedene Stillhaltungen auszuprobieren und nach Lust und Laune abzuwechseln. Und dann heisst es zurücklehnen und das schöne Gefühl des Stillens zu geniessen. 
Je nach Temperament des Kindes dauert eine Stillmahlzeit einige wenige Minuten – oder eine halbe Stunde, manchmal sogar noch länger. Viele Kinder trinken eine Brust „leer“ (der Rhythmus saugen-schlucken-saugen-schlucken wechselt zu saugen-saugen-saugen-schlucken) und verlangen dann nach der zweiten. Dort nuckeln diese „Geniesser“ oft noch längere Zeit. Bei der nächsten Stillmahlzeit bietet Mama dann die zweite Brust zuerst an. Andere Babys trinken immer nur eine Brust pro Mahlzeit. Und vielleicht zwei Stunden später die andere. Das sind häufig die „schnellen Trinker“, die nicht selten dafür öfter nach der Brust verlangen. Die einen schlafen an der Brust ein, die anderen sind nach dem Stillen wach und wollen spielen.

Lehrmeister Baby
Sie ahnen es schon, es gibt keine verbindlichen Regeln, wann, wie oft und wie lange ein Kind gestillt werden soll. Nicht jedes Baby muss vor, nach oder während der Stillmahlzeit gewickelt werden, sondern dann, wenn es die Windel voll hat. Nicht jedes Kind stösst auf nach den Mahlzeiten oder nachdem es die erste Brust getrunken hat. Gewisse Kinder brauchen das Aufstossen, andere schlafen an der Brust ein und das wars denn für einige Stunden. Gerade in den ersten Wochen übernimmt im Idealfall das Baby das Zepter und zeigt Mama, was es braucht. Mama darf beobachten – und staunen. 
Nach einigen Wochen sind Mama und Baby dann schon ein eingespieltes Team. Zwar ändert das Kind seine Gewohnheiten manchmal über Nacht. Meist dann, wenn die Eltern denken, sie hätten es jetzt begriffen. Doch Mama hat in den ersten Wochen die Sprache ihres Babys schon ganz gut gelernt und kann schnell und unkompliziert auf seine neuen Bedürfnisse eingehen. Die Milchmenge hat sich eingependelt, und vielleicht gibt es schon so etwas wie einen Rhythmus. Aber aufgepasst: Nicht alle Kinder halten sich an einen regelmässigen Still-Fahrplan.

Baby zeigt Mama, was es braucht
Auch wenn Stillen ganz viel mit Ernährung zu tun hat, so bedeutet es für die Mutter wie das Kind auch Beziehung und Geborgenheit. Dies wirkt sich auf den Rhythmus aus. Nach einem Besuch bei Tante Lydia will das Baby vielleicht häufiger trinken, weil alles so neu war. Oder wenn Mama beim Zahnarzt war und Oma erstmals den Babysitter machte, so feiert das Kind das Wiedersehen vielleicht mit einer ausgiebigen Stillmahlzeit. Wenn der Bauch grummelt, das verstopfte Näs-chen plagt oder später ein Zähnchen durchbricht, all das sind Gründe, dass sich ein eingespielter Stillrhythmus verschiebt.

Immer dabei
Ich will jetzt nicht das wahre Loblied von den vielen gesundheitlichen Vorteilen des Stillens anstimmen. Denn, dass Stillen die beste Ernährung für ein Baby ist, bezweifelt heute niemand mehr. Doch Stillen ist auch unheimlich einfach und praktisch. Pulli rauf, Baby ansetzen. Die Milch fliesst jederzeit in der richtigen Menge, der perfekten Temperatur, hygienisch einwandfrei. Stillen kann die Frau zu Hause auf dem Sofa, im Restaurant, beim Elternabend des älteren Geschwisters und auf der Geburtstagsfeier von Opa. Ich bin mit unserer zweimonatigen Tochter im Autozug nach Schweden gereist – und ich weiss nicht, wie ich das mit der Flasche bewältigt hätte.
Nachts muss keine Flasche zubereitet werden und wenn Baby und Mutter sogar im selben Bett liegen, bekommt Mama mehr Schlaf (siehe Seite 26). Ein unschätzbarer Vorteil, wenn es darum geht, den anstrengenden Alltag zu bewältigen.

Sechs Monate ausschliesslich stillen
Von wegen strengem Alltag: Stillen braucht Kraft. Mama darf und soll gut zu sich selbst sein, da sie den ganzen Tag (und in der Nacht) für ihr Baby da ist. Eine ausgewogene Ernährung und genügend Ruhezeiten sind Eckpfeiler für eine ausgeglichene Frau in der Stillzeit. Wenn das Baby schläft, dann lohnt es sich, auch ein Nickerchen zu nehmen und nicht hektisch zu staubsaugen oder Wäsche zu falten. Wenn der Haushalt allzu chaotisch wird oder grössere Kinder Aufmerksamkeit einfordern, dann lohnt es sich allenfalls, Hilfe zu suchen. Und vor allem auch Hilfsangebote anzunehmen!
Sechs Monate lang braucht ein Kind nichts anderes als Muttermilch. Oder anders herum formuliert: Ein halbes Jahr lang stillen ist das Beste, das eine Mutter für ihr Kind tun kann. Frühe Beikost erhöht die Gefahr von Allergien. Immunsystem und Darmschleimhaut müssen sich erst so weit entwickeln, dass sie andere Nahrung vertragen. Muttermilch enthält alles, was ein Kind braucht. Und wenn das Baby dann mit einem halben Jahr sein Geburtsgewicht verdoppelt hat, dann kommt jedes einzelne Gramm von der Mutter. Das macht stolz!

Stillen macht stolz
Und auch wenn das Baby im zweiten Lebenshalbjahr Brei isst, gibt es kei-nen Grund jetzt abzustillen. Beikost ergänzt die Muttermilch, nicht umgekehrt. Ein Kind, das vor dem ersten Geburtstag abgestillt wird, braucht eine künstliche Säuglingsmilch aus den Regalen des Supermarktes. Und es wäre doch schade, das Original Muttermilch durch eine billige Kopie zu ersetzen!