Vor Schwangerschaftsstreifen hatte ich schon immer Angst. Da sah ich einen Fernsehbericht über Haptonomie*, für mich bis dahin ein Fremdwort. Es ging um einen sehr weichen Bauch im neunten Monat, und das machte mich neugierig. Alle hochschwangeren Bäuche, die ich bisher angefasst hatte, waren steinhart. Was weich ist, kann aber nicht reissen und daher auch keine Schwangerschaftsstreifen bekommen. Es war klar, ich wollte diese Wissenschaft kennen lernen und so fuhren mein Mann und ich in der 25. Schwangerschaftswoche zu unserer ersten haptonomischen Sitzung.
Es war so beeindruckend, dass ich es mit Worten schwer beschreiben kann, man muss es erleben. Wir lernten sehr viel. Es waren unglaublich tiefe und überraschende Erfahrungen. Ich spürte, je enger ich mit meinem Baby im Bauch verbunden bin, umso geliebter fühlt es sich. Wir lernten Übungen, die vor allem mein Mann durchführte. Es war eine einzigartige Erfahrung für ihn, als er gemeinsam mit Dr. Djalali unser Baby im Bauch in seine Hände nahm und es einlud, seinen Händen zu folgen. Es war für uns alle drei etwas aussergewöhnlich Beeindruckendes. Ich fühlte mich gewogen und sicher und lernte, mit dem Kind ständig in Kontakt zu sein. Einmal dadurch, dass ich ständig mindestens mit einer Hand den Bauch berührte, aber auch, dass ich mit einem Teil meines Bewusstseins immer beim Kind zu sein versuchte. Jeden Tag spürten wir, wie es dem Baby Spass machte und wie es sich schon darauf freute, ja darauf zu warten schien. Es war oft sehr schön, intensiv und faszinierend. Dr. Djalali lehrte uns noch viele andere Dinge über den Umgang mit Babymenschen. Er schickte uns auf den Weg, offen zu werden und wunderbare Bücher zu lesen wie: „Die Suche nach dem verlorenen Glück”. Wir sind sehr dankbar dafür, diesen Arzt und sein Wissen über Haptonomie kennen gelernt zu haben.
Es gibt inzwischen kaum einen Tag, an dem wir nicht noch immer davon profitieren. Es lohnte sich so sehr, dass ich mir später manchmal dachte, dass ich bereit wäre, dafür nach Hongkong zu fliegen. Die haptonomische Begleitung setzte sich nach der Geburt fort, nicht nur, indem ich mein Kind bedingungslos stillte und auf besondere Art und Weise trug und Körperkontakt pflegte. Da wir selber mit wenig Körperkontakt gross geworden waren, war dieser psychische und körperliche Kontakt am Anfang ungewohnt und anstrengend, aber er lohnte sich tausendfach, auch für uns selbst. Unsere Wippe, das Laufgitter und die Krabbeldecke verkauften wir wieder, und einen Kinderwagen haben wir bei allen vier Kindern nicht besessen. Ich erlebe, wie unsere haptonomisch begleiteten und getragenen Kinder offen auf die Welt zugehen und vor nichts Angst haben, weil sie keine schlechten Erfahrungen machen mussten. Sie spielen gerne konzentriert, auch alleine, schlafen mit uns ohne Ritual ein, sind zufrieden und meist ausgeglichen. Sie haben Vertrauen zu uns, sich selbst und der Welt.
* Frans Veldmann begründete vor über vierzig Jahren die Haptonomie.
Weitere Informationen:
• Zentrum zur Forschung und Entwicklung der Haptonomie, Mas del Ore, OMS 66400 Céret, Frankreich.
• Dr. Djalali, Bastionstr. 33, 40213 Düsseldorf, Tel/Fax: +49 (0)211 8369005, http:// de.groups.yahoo.com/group/Haptonomie.
Erfahrungsbericht von Tine Müller-Mettnau, Vehlefanz, D