Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2013/04 Mit anderen Augen sehen
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Pina Dolce hat in Amerika einen Bachelorabschluss in kunst- und ausdrucksorientierter Psychotherapie gemacht. Sie hat psychologische Pädagogik und politische Philosophie studiert, ist freischaffende Malerin, verheiratet und Mama des vierjährigen Viviano. Und Pina Dolce ist blind.

Als ihr von der Schwangerschaft erfahren habt, wie habt ihr reagiert? Was habt ihr gefühlt bei dem Gedanken an die erste Zeit mit einem Säugling?

Es war eine riesengrosse Freude und Überraschung! Nicht nur für uns, sondern von allen Seiten. Natürlich habe ich mich gefragt: Wie mache ich das? Aber für mich ist es das Natürlichste auf der Welt, Kinder zu bekommen. Hunderttausende Mütter haben das vor mir gemacht und ich war mir sicher, dass ich mit dem Kind zusammen lernen werde. Profitieren konnte ich von der Erfahrung aus meiner eigenen Kindheit. Meine beiden Geschwister sind siebeneinhalb und zehneinhalb Jahre jünger als ich und ich habe sie trotz meiner Blindheit oft gehütet.

Hast du dir für die erste Zeit Hilfe geholt?

Ich hatte eine Hebamme, meine Familie half und hilft mir sehr und natürlich war mein Mann da. Als Viviano dann auf der Welt war, war alles viel einfacher als befürchtet. Je weniger ich überlege und mir Sorgen mache, desto grösser ist meine Kapazität, Schwierigkeiten zu meistern. Unterstützend habe ich mich an die Mütter-Väter-Beratung und auch an die Erziehungsberatung gewandt.

Hattest du als blinde Mutter Angst davor, Vivianos Signale falsch zu interpretieren oder einfach zu verpassen?

Nein, gar nicht. Während der Schwangerschaft habe ich mir Sorgen darüber gemacht, aber sobald er in meinen Armen lag gar nicht mehr. Ich habe zum Glück ein ganz ruhiges Kind. Ich habe ihn immer viel getragen und die ersten drei Monate hat er sogar auf mir geschlafen.

Dann spielt Körperkontakt bei euch eine sehr grosse Rolle?

Ich massiere ihn sehr viel und wir haben eine starke nonverbale Kommunikation. Er konnte mir bereits halbjährig mit der Hand «zeigen», was er wollte. Ja und Nein hat er mir durch Kopfschütteln mitgeteilt und mit etwa acht Monaten hat er meine Hand mit dem Löffel selbstständig zu seinem Mund geführt. Es war alles im stimmigen Einklang. Ich habe meine Techniken gefunden, wenn etwas anders war als es sein sollte. Von aussen kam die Resonanz, dass unsere Beziehung sehr berührend wirkt. Heute zeigt Viviano mir alles mit den Händen und führt mich sehr gut. Wenn er mir zeigen will, wie weit er springen kann, dann muss ich ihn anfassen und mitlaufen. Er bringt mich an Ort und Stelle und zeigt mir vieles pantomimisch. Im Gegensatz zu anderen Müttern, die zu ihrem Kind gehen, kommt er zu mir, wenn er sich wehgetan hat oder Hilfe braucht. Es ist schwierig zu beschreiben, aber für uns ist diese Kommunikationsform sehr natürlich.

Wie bist du mit Viviano umgegangen, als er anfing sich frei zu bewegen, sein Umfeld zu erkunden und sich auch in «Gefahr» begab?

Ich habe vorausgedacht. Wo darf er hin? Welches Zimmer ist kindersicher? Wenn ich unsicher war, habe ich ihn getragen, ins Laufgitter gebracht oder mir Hilfe geholt. Für mich war es wichtig, dass ich mich selbst sicher fühle. Denn nur dann fühlt auch er sich sicher. Also habe ich die Umgebung möglichst so gestaltet, dass ich mir selbst Stress ersparte und somit auch weniger auf Viviano übertragen konnte. Jetzt wo er grösser ist, warne ich ihn, dass er zum Beispiel nicht auf den Baum klettern soll, weil ich ihm nicht helfen kann, wieder herunter zu kommen. Aber er hat ein sehr gutes Körpergefühl und kann sich sehr gut einschätzen.

Wie gestaltet sich eure Eltern-Kind-Beziehung im Alltag?

Wir führen ganz tolle Gespräche - sowohl auf Italienisch als auch auf Schweizerdeutsch. Natürlich ist er als Bub sehr auf Papa fixiert. Mit Papa schaut er Bilderbücher an. Papa zeigt ihm die Welt, wie etwas funktioniert und wie er etwas flicken kann. Basteln, malen und auch kochen sind hingegen Dinge, die ich mit ihm mache. Auch Duplospielen und beim Theaterspielen Geschichten erfinden geniessen wir sehr. Und je älter er wird, desto mehr wird möglich.

Noch eine letzte Frage: Wie würdest du eure Beziehung mit Viviano beschreiben?

Unsere Beziehung ist sehr gefestigt. Viviano ist ein grosses Geschenk des Lebens und für uns ist es eine unglaubliche Chance, mit ihm wachsen zu dürfen und das Leben mit ganz «anderen Augen anzuschauen».

Mit Pina Dolce sprach Marianne Meyer