Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2013/05 Essen ist Genuss!
Warning: "continue" targeting switch is equivalent to "break". Did you mean to use "continue 2"? in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/plugins/system/articlesanywhere/helpers/replace.php on line 94 Warning: "continue" targeting switch is equivalent to "break". Did you mean to use "continue 2"? in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/plugins/system/articlesanywhere/helpers/replace.php on line 97 Warning: "continue" targeting switch is equivalent to "break". Did you mean to use "continue 2"? in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/plugins/system/articlesanywhere/helpers/replace.php on line 101

Als ich das Gourmet Restaurant «Kunsthof» betrete, kommt mir ein lachendes Kind mit einem grünen Putzlappen in der Hand entgegen. «Wir putzen gerade die Fenster», erklärt Janine Hausmann fröhlich, ehe sie sich mit ihrem Kind auf dem Schoss hinsetzt, um ein paar Fragen zu beantworten.

Na sauber!

Bild: Familie Hausmann

Frau Hausmann, wir fallen gleich mit der Tür ins Haus: Was hat Levin heute zu Mittag gegessen?
Levin hatte heute zu Mittag Lachs mit Venere-Reis und normalem Reis. Und mit den Erbsen haben wir’s probiert, aber das klappte nicht so ganz.

Das ist für Levin ein ganz normales Essen?
Genau, Levin isst jetzt schon grösstenteils das, was wir auch essen. Klar, wenn es scharfe Sachen oder so gibt, dann schauen wir für ihn extra, aber ansonsten isst er ganz normal mit uns mit.

Gibt es bei Ihnen denn so etwas wie einen Familientisch?
Wir passen schon auf, dass wir mit Levin essen können. Die Essenszeit in unserem Betrieb für uns und unsere Angestellten ist von 11:00 bis 11:30 Uhr und da ist es uns wichtig, dass wir uns mit Levin hinsetzen und uns diese halbe Stunde Zeit nehmen, damit er mit uns zu Mittag essen kann. Wir wollen nicht einfach zwischen Tür und Angel sagen: «So, nimm noch einen Löffel.»

Dann isst er hier, im 16-Gault-MillauPunkte-Restaurant, das Essen, das der Papa gekocht hat?
Ganz genau.

Wie läuft das denn, wenn Sie frei haben? Werden zu Hause auch einmal Spaghetti gekocht?
Ja natürlich, zu Hause darf es auch einmal etwas einfacher sein, wenn man schon die ganze Woche anders gegessen hat. Aber Spaghetti für Levin nur mit Tomatensauce, sonst wird’s schwierig (lacht und streicht ihrem Sohn über den Kopf).

Was ziehen Sie denn vor, ein Familienessen mit Stil oder einen chaotischen Spaghettiplausch?
Beides darf sein. Ich mag es, mit Vorspeise, Hauptgang und allem drum und dran zu kochen, aber wir sitzen im Sommer auch gerne zusammen draussen. Wenn wir einfacher kochen, haben wir mehr Zeit füreinander. Es muss wirklich nicht immer geordnet zugehen, das ginge ja mit Levin auch gar nicht. Der holt nach dem Essen jeweils selber den Besen hervor.

Viele junge Frauen essen heutzutage sehr gerne im stilvollen Rahmen eines Feinschmecker-Restaurants und tun das auch oft. Und dann kommt das erste Kind. Lassen sich Kinder und Gourmet-Restaurants irgendwie vereinbaren?
Ich glaube, jedes Mami, das frisch Mami wurde, hat gar nicht so das Bedürfnis, gross auswärts zu gehen, bei mir war es auf alle Fälle so. Ich habe die Zeit mit Levin total genossen. Mit Kindern auswärts zu essen, das geht wunderbar, so lange sie wirklich noch klein sind und ihre Stunden schlafen. Aber jetzt mit einem Einjährigen schön essen zu gehen, das ist Terror. Das wird dann mehr Anstrengung als Entspannung. Das kann ich auch nachvollziehen. In diesem Alter hatte ich auch keine Lust, auf dem Stuhl zu sitzen und zu warten, bis Mami und Papi fertig gegessen haben. Wir waren mit Levin aber auch schon im GourmetRestaurant bei unseren Bekannten. Da haben wir vorher angerufen, ob sie viel Betrieb haben. Und manchmal gibt es auch Zeiten, zu denen man froh ist, wenn die Grossmutter kommt und man wieder Zeit füreinander hat.

In dieser WirbelWind-Ausgabe geht es um Essen für Leib und Seele: Was bedeutet Essen für Sie?
Ich sage: Essen ist Genuss. Man sollte viel bewusster essen. Es gibt manchmal Situationen, da isst man einfach, damit man gegessen hat. Am besten noch möglichst viel, damit es auch bis zum Abend reicht. Ich denke, man sollte das Ganze öfter zelebrieren. Zusammen kochen, zusammen den Tisch decken und sich zusammen hinsetzen. Das finde ich besonders mit einem Kind ganz wichtig.

Wie wirkt Essen Ihrer Meinung nach auf die Seele?
Das Essen ist bei uns so ein bisschen der Moment, wo wir Zeit füreinander haben. Und das scheint mir schon wichtig. Es ist die Zeit, zu der man sich entspannen und sich miteinander austauschen kann. Wenn das Kind am Tisch sitzt, geniessen wir es umso mehr. Auch wenn mal die Erbsen fliegen. Levin kann noch nicht mitreden, aber er kommuniziert schon ganz gut.

Wie kann man dann – insbesondere bei Kindern – die Freude am Essen fördern?
Ich habe Levin zum Beispiel nie dazu gebracht, Tomaten zu essen, ausser in Saucenform. Letzthin waren wir zusammen zu Hause, haben selber Pizza gebacken und Levin durfte noch ein bisschen in der Tomatensauce manschen. Wir schnitten Tomaten und Levin legte sie drauf und dann guckten wir der Pizza beim Backen zu. Als sie fertig war, hatte Levin viel Freude daran, diese Pizza zu essen. Natürlich macht es auch etwas aus, dass er mit uns essen darf. Wir Eltern haben da auf alle Fälle eine Vorbildfunktion.

Wie wichtig ist es Ihnen, dass Levin kultiviert isst und nicht mit dem Essen spielt?
Ich denke, es muss gewisse Regeln am Tisch geben. Ich will dann irgendwann kein vierjähriges Kind haben, das die Füsse auf den Tisch legt und mit dem Fingern isst. Aber im Moment soll Levin das Essen mit allen Sinnen entdecken dürfen. Zu dieser Zeit darf er sein Essen auch wieder ausspucken, wenn er es nicht mag. Es ist ja alles neu für ihn und er soll es versuchen dürfen. Essen soll Levin Spass machen, er soll nicht mit steifem Rücken am Tisch sitzen müssen und ruhig sein.

Na sauber!

Bild: Familie Hausmann

Ihr Kind wächst in einem hochkarätigen Feinschmecker-Restaurant auf. Wie wird Levin miteinbezogen?
Kochen ist das Handwerk, das wir gelernt haben und gerne machen. Es geht uns um den Spass am Kochen und am Essen. Levin schält zum Beispiel die Erbsen, die er dann nicht mag. In der Küche hilft er auch, wenn nicht viel los ist. Oder wenn wir die Fenster putzen, dann nimmt er auch einen Lappen und ahmt uns nach.

Wie läuft das, wenn Sie Gäste haben?
Dann wuselt Levin hinten in der Küche herum. Als er noch ein Baby war, hatten wir ihn im Wagen dabei, irgendwann kriegte er ein Laufgitter und jetzt haben wir nur noch die Treppe gesichert. Manchmal hört man ihn halt, aber ich denke, das macht das Ganze auch menschlich. Und ich habe mir schon früh vorgenommen, Levin nicht einfach durch Medien wie einen Gameboy ruhig zu stellen.
Auch davon, einem Kind im Restaurant einfach ein Tablet oder so in die Hand zu drücken, halte ich gar nichts.

Was war denn Levins erste feste Nahrung?
Ich glaube das erste nicht Pürierte, was Levin ass, war Fisch. Vorher Bananenbrei und Gemüsebrei, mit immer mehr verschiedenem Gemüse und irgendwann etwas Fleisch.

Zum Schluss würde uns noch interessieren, wie Sie es schaffen, ein kleines Kind und ein so erfolgreiches Unternehmen unter einen Hut zu bringen!
Unser grosser Vorteil ist natürlich, dass wir Levin zur Arbeit in unseren Betrieb mitbringen können. Wir haben super Mitarbeitende, die ihn sehr gerne haben. Wenn er sie am Hosenbein zupft, dann nehmen sie ihn hoch und zeigen ihm etwas. Bei uns war es einfach so, dass wir sagten, dass wir nicht vorausplanen können. Wir haben nicht geplant, dass er, wenn er ein Jahr alt ist, für zwei Tage in die Krippe geht oder so. Wir nehmen es Tag für Tag so wie es kommt und bis jetzt fahren wir gut damit.
Wenn bei uns ganz viel los ist, dann kommen auch mal die Grosseltern und passen auf ihn auf. Zudem haben wir jetzt am Abend jemanden, der auf Levin aufpasst: Am Mittag arbeitet sie bei uns im Service und abends bringt sie Levin ins Bett. Als ich Levin noch voll stillte, da hatte ich ihn jeweils im Wagen dabei und wenn er Hunger hatte, dann war ich da. Natürlich ist es gut, dass Levin ein guter Trinker war. So konnte ich mir jeweils etwa zwanzig Minuten Zeit für ihn nehmen. Es ist natürlich auch so, dass Levin ein super Kind ist. Aber das sagt ja eh jede Mama (lacht). Aber Levin schläft super, trank super. Es ist natürlich auch nicht immer einfach, aber irgendwie geht es immer!

Mit Janine Hausmann sprach Tiziana Kaufmann