Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2014/03 On/Off Medien im Alltag
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Präsent sein im Moment. Das ist wohl die grösste Herausforderung an uns selbst, als Menschen und besonders als Eltern. Denn unsere Kinder sind aufmerksam und nicht weniger erwarten sie von uns.

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Bild: Familie Ruhland

Unser Leben schlägt einen flotten Takt an. Berufs- und Privatleben, Familien- und Paarzeit. Alles will unter einen Hut gebracht werden. Dazu nutzen wir mehr und mehr die Errungenschaften der Digitalen Revolution. Das bringt Vorteile mit sich und ganz neue Herausforderungen.
Erinnern Sie sich an die «Formel 1-Hitparade»? Wer richtig coole Eltern hatte, durfte die schauen und war up to date darüber, wer Top oder Flop ist. Michael Schanzes «Plopp» versprach ein kurzweiliges Wettstreiten dreier Nachbarsländer. Einen Walkman zu besitzen war DAS Highlight und Nintendos Tetris der Zeitvertreib schlechthin. Die damals verfügbaren Medien waren ebenso innovativ und für Kinder hochinteressant wie heute und doch erlangten sie niemals die Omnipräsenz, die Internet, Handy, TV und Spielkonsole heute in unserem Alltag einnehmen. Warum ist das so?

Die digitale Revolution
Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurden zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte mehr Daten digital als analog abgespeichert. Die Digitalisierung ging stetig weiter und erreicht heute einen Höhepunkt. Während im Jahr 1993 lediglich drei Prozent der weltweiten Informationsspeicherkapazität digital war, wuchs dieser Wert bis im Jahr 2007 auf 94 Prozent an.

Seit den 80er Jahren werden Computer nicht nur in Beruf und Forschung, sondern auch zu privaten Zwecken eingesetzt. Der Personal Computer wurde zum Werkzeug, das rasch ebenso selbstverständlich verwendet wurde wie Telefon und Fernsehen und mit diesen heute sogar bereits konkurriert. Der durch die Digitalisierung und die weiträumige Verbreitung von Computern ausgelöste Umbruch berührt heute, ähnlich wie die Industrielle Revolution 200 Jahre zuvor, alle Le-bensbereiche.

Neue Medien im Alltag
Der Begriff neue Medien wird zeitgebunden für all die technischen Neuerungen verwendet, die aktuell gerade wegweisend sind. Die Kombination von verschiedensten Nutzungsbereichen wie Telekommunikation, Übermittlung von Audio- und Videoinhalten, Unterhaltungselektronik und Computertechnik ist kennzeichnend für die neuen Medien. Egal ob wir von Smartphone, Tablet, PC oder Laptop sprechen, diese Geräte bieten verschiedenste Funktionen an. Von Kommunikation, hin zur Vernetzung per Social Media, Informationsbeschaffung und ausserdem Unterhaltung. Zusätzlich zählen wir auch Spielkonsolen aller Art zu den neuen Medien. Durch die Digitalisierung des Fernsehangebotes ist auch das gute alte Fernsehen weiterhin ein Dauerbrenner und dessen Status innerhalb der Familie ein enorm komplexes Thema.

Erkaufte Selbständigkeit
Die Nutzung von elektronischen Helfern bereits im Baby- und Kleinkindalter ist vielerorts ein Fakt. Produkte, die Eltern von ihren neuen, offenbar mühsamen Aufgaben entlasten sollen, boomen. So existiert beispielsweise ein Teddybär, der, ausgerüstet mit dem aufgezeichneten Herzschlag der Mama, den Kleinen beim Einschlafen begleiten soll. An ihrer Stelle versteht sich. Die iPad-Halterung für die Babywippe ist ebenfalls kein Witz.

Ebenso eine Tatsache ist aber auch, dass der Trend hin zur bedürfnisorientierten Elternschaft, das Leben im Konzept des Attachment Parenting, eine hohe Präsenz seitens der Eltern bedeutet. Kaufversprechen wie dieses hier: «Wer kleine Kinder hat, die nicht länger als ein paar Minuten stillhalten können, sollten es mit dieser App versuchen. Die Kombination aus ruhiger Musik, schönen Grafiken und lustigen Interaktionsmöglichkeiten kann wahre Wunder bei unruhigen Kindern bewirken», treffen den wunden Punkt von Eltern, die heute mehrfach gefordert sind.

Hohe Ansprüche an uns selbst
Früher war es üblich, sein Kind auch mal im Laufgitter zu parken und zur Not halt auch protestieren zu lassen, um die Pflichten erledigt zu bekommen. Heute jonglieren wir ständig mit unseren eigenen und den Bedürfnissen des Kindes. In den ersten Jahren nicht selten zu seinen Gunsten. Jede noch so kleine Oase und sei dies nur ein warmer Kaffee während Junior auf dem Telefon rumfingert, ist uns teuer und ja, ein Pixarfilm ist faszinierend und lang genug, um Dinge abzuarbeiten, für die man mit Kind am Rockzipfel Stunden gebraucht hätte – und die sonst vielleicht die nächsten Wochen noch liegen geblieben wären.

Schwerpunkt Unterhaltungselektronik
Der Hauptgrund für die Popularität der neuen Medien bei heutigen Kindern ist die Tatsache, dass sie in ihrem Alltag massiv viele Berührungspunkte damit haben. War der Fernseher früher im Wohnzimmer installiert, oft sogar in einem Schrank in der Wohnwand eingebaut, so tragen die meisten von uns ein ganzes Unterhaltungs-Center mit sich herum. Unsere Kinder wissen, dass Mamas Telefon nicht nur der Draht zur Oma ist, sondern lustige kleine Videos abspielen kann. Im Endlosmodus. In vielen Familien ist der Fernseher das moderne Radio und läuft im Dauerbetrieb, ungeachtet dessen, ob der Inhalt für alle Familienmitglieder geeignet ist.

Geräte wie Smartphones, Tablets sowie Spielkonsolen verschiedenster Hersteller und der immer noch präsente TV eröffnen den Kindern heute eine Phantasiewelt auf Knopfdruck. Die Kehrseite der Medaille: Sie ist vorgefertigt, ihre Glaubwürdigkeit fragwürdig, gerade wenn mit Werbebotschaften gespickt und gekoppelt. Eine besondere Herausforderung sind unsere eigenen Spielzeuge, unser Handy, das iPad und Konsorten. Denn diese sind leicht zugänglich. Unser eigener Umgang damit ist nicht selten suchtgefährdet (impulsiv) und es fällt uns schwer, gegenüber unseren Kindern glaubhaft Regeln zu vertreten, an die wir uns selbst nicht halten (wollen).

Die Frage, was nun zuerst war, ist so müssig wie jene nach dem Huhn und dem Ei. Tatsächlich aber werden durch die Werbung innerhalb der Medien bei unseren Kindern Bedürfnisse geschürt, die anschliessend durch die passenden Produkte befriedigt werden. Sei dies das Smartphone als Statussymbol in der Clique oder die Abkömmlinge der TV-Serien und Filme, die als Spielzeug, T-Shirt und Handtuch unser Haus bevölkern. Wir können weder die neuen Medien noch deren Einfluss auf unser tägliches Leben ignorieren. Schon gar nicht können wir sie dauerhaft von unseren Kindern fernhalten.

Die Suchmaschine des Kinderglücks
Das freie Spiel legt den Grundstein für eine gesunde Entwicklung und eine starke Eltern-Kind-Beziehung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der American Academy of Pediatrics. Doch allzu oft geben wir dem gar keinen Raum. Die gemeinsame Zeit ist verplant mit Aktivitäten. Wir stellen sicher, dass unsere Kinder genügend soziale Kontakte knüpfen, besuchen Spielplätze und empfangen Besucherkinder. Wir fördern ihre Interessen und Talente und fahren sie zum Sporttraining und zur Musikschule. Und wir wundern uns, warum sie mit überschüssiger Zeit oder fehlender elterlicher Aufmerksamkeit nur schlecht klarkommen.
Viele leere Momente sind heute Hoheitsgebiet der neuen Medien. Im Bus unterhält man sich nicht mehr, man surft auf seinem Handy. Steht die Ampel kurz auf Rot, wird noch schnell das Emailkonto «gecheckt». Von besonders witzigen Momenten knipsen wir sofort ein Foto und oft landet es sogleich auf dem Internet. So erleben viele Kinder uns Erwachsene. Vielseitig interessiert, aber nur selten fokussiert.
Und so stellt sich die Frage, die nur jede Familie für sich beantworten kann: Wie können wir unsere traditionellen Werte auf den Umgang mit den neuen Medien ummünzen? Welche Schwerpunkte setzen wir Eltern in unserem eigenen Leben? Wie fügen sich neue technische Möglichkeiten in unseren Alltag ein? Wo sind sie ein Plus und wo stören sie eher?

Fundament Beziehung
Unser Heft versucht, zum Nachdenken und Selberdenken anzuregen. Wir bieten Informationen und Hintergründe für eigene Entscheidungen. Eine endgültige Lösung können auch wir nicht liefern und manchmal sind wir selber zwiegespalten, suchen Kompromisse, genau wie im Alltag. Und doch kristallisiert sich etwas ganz deutlich heraus: Die Grundlage für ein gesundes Aufwachsen unserer Kinder ist, auch im Zeitalter neuer Medien, immer noch dieselbe: die Beziehung zu unseren Kindern. Ist diese intakt, begleiten wir sie achtsam durch ihre Bedürfnisse, geben wir ihnen Freiraum für eigene, unmittelbare Erfahrungen und zeigen wir ihnen Wege auch jenseits von Bildschirmen auf, machen wir sie stark für ihr Leben – wie auch immer ihre Zukunft aussehen mag.

Denise Ruhland